Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Trotz eins erheblichen Lehrermangels wird auf Drill und Schikane in der Ausbildung nicht verzichtet. Spuren eines Skandals.

Referendariat als Unterwerfung

Zugegeben, ich habe weder Wehrdienst geleistet (gab es damals™ noch) noch mich dem Vorbereitungsdienst beziehungsweise Referendariat unterworfen. Von daher stammen alle meine Informationen darüber aus zweiter oder dritter Hand. Bezüglich der Ausbildung bei der Bundeswehr und dem dortigen Drill heißt es allerdings, dass sich Erhebliches verändert hat. Man ist längst weg von der Schikane, wie sie etwa in 08/15 beschrieben wird und auch von den Zuständen, die immer noch in der russischen Armee herrschen.

Ganz anders sieht es dagegen beim Referendariat in Deutschland aus. Dort soll sich der Drill (wenn man die Bezeichnung mal so verwendet) nicht nur nicht verändert haben, sondern regelrecht zur Schikane geworden sein. Persönlich kann ich mich noch gut an mein Lehramtsstudium erinnern und an das, was damals über das Referendariat an Gerüchten kursierte. Man soll erstmal, den ganzen reformpädagogischen Quatsch, den man an der Uni gelernt hat, vergessen.

Ein damaliger Freund aus Wesel brach sein Referendariat mit den Worten ab, er würde lieber Burger bei McDonald‘s verkaufen, als den Drill noch weiter mitzumachen — einer der Gründe, warum ich erst garnicht damit anfing.

Schikane oder Drill?

Meine Frau, immerhin Lehrerin an einem Gymnasium, hat im Rahmen ihres Quereinstiegs ebenfalls keine besonders positiven Erfahrungen gemacht. Zudem erzählte sie mir von einer Referendarin an der Schule, die die Willkür ihrer Fachleiterin ausgeliefert ist. So werden unter anderem länger im Voraus geplante Unterrichtsbesuche am Vorabend kurzfristig angesagt — was extrem Nerven kostet. So was ist meiner Meinung nach keine Ausbildung, nicht mal Drill, sondern nur noch Schikane mit dem einzigen Zweck, den Menschen zu brechen.

Die Emder Zeitung berichtet heute ausführlich über die Missstände in der Lehrerausbildung, insbesondere im Studienseminar Oldenburg. Titel des Artikels: „Der psychische Druck ist enorm“. Mit Sicherheit erscheint der Artikel auch in anderen Publikationen der Nordwest Mediengruppe. Die Zustände, über die berichtet wird, sind meiner Meinung nach untragbar. Dass lediglich und die Hälfte der Referendare ihre zweite Ausbildungsphase abschließen, spricht für sich. Praxisschock kann man an dieser Stelle explizit ausschließen, denn zum einen sammelt man reichlich Praxiserfahrung im Studium und zum anderen wird darüber berichtet, wie gut die Referendare an ihre Schule zurechtkommen. Von den Schüler:innen gemocht, von Lehrerinnen und Schulleitung (auch fachlich) geschätzt — das ist keine Garantie.

Ausschlaggebend ist, ob man sich dem Drill der Fachleiter unterwirft oder nicht. In Deutschland gibt es nur eine Institution, die wohl ähnliche in der Ausbildung vorgeht: die katholische Kirche.

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