Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Schlafen ganz ohne Ohropax erscheint nicht weniger Nutzern als absolut unmöglich. Zur Entwöhnung bedarf es nur einen kleinen Anstoß.

In Ruhe schlafen

Grob geschätzt verwende ich seit über 30 Jahren Ohropax als Einschlafhilfe. Dabei ist es völlig egal, in welcher Umgebung ich mich befinde. Wie ein Kleinkind seinen Schnuller benötigt, so brauche ich meine Ohropax. In den ersten Jahren waren es Ohrstöpsel aus Watte, später wurden es dann die aus Schaumstoff.

Vor Reisen und Urlaub sorgte ich immer dafür, mindestens zwei Packungen dabei zu haben, an unterschiedlichen Stellen verteilt. Zu groß war die Panik, im Bett zu liegen ohne Ohrstöpsel zur Hand zu haben. Auch meine Frau griff nach einiger Zeit nach den Beruhigungsstöpseln.

Manchmal führte das schon zu merkwürdigen Situationen. Etwa in Köln-Nippes, als nachts während eines Starkregens der Gemeinschaftskeller volllief und die Nachbarn klingelten und sogar an der Tür klopften — wir bekamen nichts mit und schliefen ruhig durch.

Vor drei Wochen hatte ich durch eine Verspannung im Kiefer auf dem linken Ohr einen spüren Druck. Es fühlte sich wie Wasser von innen an, auf jeden Fall nicht angenehm. Daher beschloss ich für die Nacht, es ohne Ohropax zu versuchen. Erstaunlicherweise schlief ich trotz offenen Fenster und den üblichen Umgebungsgeräuschen irgendwann ein. Wurde dann, wie üblich, nachts wach und konnte auch wieder ohne Probleme einschlafen.

Ohne Ohropax schlafen

Jetzt muss ich natürlich dazu sagen, dass es in der Nachbarschaft in den vergangene Wochen und Tagen recht ruhig war. Keine nächtlichen Partys oder ähnliches. Daher wiederholte ich meinen Verzicht in den folgenden Nächten. Mit der Zeit fiel mir das Einschlafen ohne Ohrstöpsel immer leichter. Seit meinem ersten Versuch habe ich keine Nacht mit Stöpseln geschlafen.

Allein dieser für mich problemlose Verzicht ist schon erstaunlich — wobei natürlich noch Erfahrungen ausstehen, wie sich das in einer fremden Umgebung verhält. Noch erstaunlicher finde ich allerdings das Gefühl, erheblich besser zu schlafen und morgens erholter zu sein. Als ob mein Gehirn im Schlaf nicht anstrengend versucht, etwas zu hören. Es gibt zudem mehr und längere Traumphasen.

Wissenschaftlich kann ich dazu nichts sagen, nur über meine persönlichen Erfahrungen sprechen. Es wird sicherlich auch noch reichlich Situationen geben, bei denen es nicht ohne Ohropax für mich gehen wird. Ansonsten aber werde ich wohl darauf verzichten, im Glauben, damit insgesamt besser schlafen zu können.

Im Internet habe ich zum Thema noch einen alten Artikel in der Süddeutschen Zeitung gefunden. „Die Sucht zum Stöpsel“ beschreibt ganz gut die „Abhängigkeit“. Allerdings wird dort auch von einer langen Entwöhnung gesprochen, die es bei mir nicht gab. Im Übrigen, musikalisch bin ich in keinster Weise.

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