Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Zukunft mag dem Heizen mit einer Wärmepumpe gehören. In der Gegenwart gibt es jedoch noch viele ungelöste Probleme.

Fallstrick Trauzeuge

Manche fleißigen Helfer fallen über Erbsen, die von einer neugierigen Schneiderin auf die Treppe gestreut wurden. Andere darüber, dass sie ihre Heinzelmännchen-Tätigkeit auf die eigene Verwandtschaft und Trauzeugen ausdehnten. In diesem Fall fungierte dann die Berichterstattung darüber wie die Erbsen auf der Treppe. Letztendlich verschwanden nicht nur die Heinzelmännchen aus Köln, sondern jetzt auch Patrick Graichen in seiner Rolle als Staatssekretär aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Natürlich jubelt die CSU und sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bereits als angezählt. Dabei müsst gerade eine Partei, die „christlich“ im Namen führt, die Stelle aus der Bergpredigt (Mt 7,3–5) kennen:

Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?

Hier wäre dann der Balken, die Maskenaffäre der CSU. So was verdrängt man aber gerne, wenn man auf die Wahlen in Bayern im Herbst schielt.

Wie dem auch sei, Graichen ist weg, aber das von ihm verantwortete Heizungsgesetz nicht. Stärker denn je wird darüber diskutiert, auch über die Folgen für die Bürgerinnen und Bürger. Betroffen ist letztendlich jeder, egal ob Mieter oder Eigentümer. Im Kern ist das Verbot, ab 2024 keine neuen Öl- und Gasheizungen einzubauen, richtig. Oder sagen wir mal, nicht ganz falsch. Für eine Wärmepumpe als Alternativen spricht einiges. Aber auch leider einiges dagegen.

Suche nach der Wärmepumpe

Um nicht falsch verstanden zu werden: Im Kampf gegen den Klimawandel kommt es wirklich darauf an, alle Optionen zu nutzen. Das Heizungsgesetz ist nicht dazu gedacht, die Bürgerinnen und Bürger zu gängeln. Allerdings sind tatsächlich längst nicht alle Fragen geklärt, was die Umsetzung angeht — hier muss ich der FDP bedauerlicherweise recht geben.

So sollte eigentlich klar sein, wie der Markt derzeit aussieht. Sich mal eben als Hauseigentümer eine Wärmepumpe einbauen zu lassen, wird nicht funktionieren. Auch deshalb, weil Fachkräfte dafür fehlen. Zu kurze Übergangsfristen, fehlende Härtefallregeln und schlicht Kapitalvernichtung. Das sind nicht nur Vorwürfe seitens der Opposition, sondern welche, die innerhalb der Koalition gegen das Heizungsgesetz erhoben werden.

In Bezug auf die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe kann man wohl von rund 30.000 Euro ausgehen. Dazu kommen noch die jährlichen Betriebskosten, denn die Wärmepumpe läuft mit Strom. Hier in dem Haus, in dem wir wohnen, wären das bei einem jährlichen Verbrauch von 20.000 kWh rund 889 Euro (Zahlen und Daten von bosch-homecomfort.com).

Damit haben wir dann einen weiteren Knackpunkt aus meiner Sicht. Der Strom für die Wärmpumpe muss auch irgendwo herkommen. Am besten von einer eigenen Photovoltaik-Anlage, die auch wieder kostet.

Neue Sau im Dorf

Bitte nicht falsch verstehen, aber ich habe den Eindruck, mit der Wärmepumpe wird gerade versucht, eine Sau durchs Dorf zu treiben. Persönlich habe ich auch Schwierigkeit damit, dass hier im Hau-Ruck-Verfahren versucht wird, jahrzehntelanges politisches Versagen zu korrigieren. Zudem frage ich mich auch, warum ein auf mich unausgegorenes Heizungsgesetz vom Stapel gelassen wird, während man mit einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen auch eine Menge erreichen könnte, ohne schwere soziale Verwerfungen zu riskieren.

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