Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eine Schildkröte verfügt über einen Panzer, in den sie sich bei Gefahr zurückziehen kann. So einen Panzer musste auch Bernds Stiefmutter gehabt haben.

Ihre typische Körperhaltung bestand aus hochgezogenen Schulter und eingezogenem Kopf. Wie in Erwartung von Schlägen, die aber stets Bernd trafen. Sein Vater quälte die Stiefmutter durch zahlreiche Affären auf andere Weise.

Dafür rächte sie sich an Bernd. Lächelnd buck sie für sonntags Pflaumenkuchen, wohl wissend, wie sehr Bernd Pflaumen hasste. Donauwelle mit Kirschen, bei denen natürlich das Stück von Bernd Kerne hatten. Gegessen wurde das, was auf den Tisch kam. Auch schleimige Graupensuppe. Wiederworte wurden nicht toleriert.

Oft gab es Ohrfeigen häufiger als Mitgefühl oder Verständnis. Schwäche wurde nicht akzeptiert. Konnte Bernd sich mal wieder nicht durchsetzen, wurde er zum Judo angemeldet. Oder zum Schwimmverein, weil dort die schließlich auch die Tochter von Bekannten aus dem Kegelklub hin ging. Wünsche hatte Bernd nicht zu haben. Was für andere Elter selbstverständlich blieb, musste sich Bernd hart erkämpfen und dafür dann auch noch dankbar sein.

Für Bernd bestand seit seiner Kindheit das Leben aus zwei Wirklichkeiten. Der, wie es passierte. Und der, wie es seine Eltern für sich interpretierten. Aufwärts ging es für Bernd erst mit der Volljährigkeit, die zufällig auf das Datum viel, als sich sein Vater von seiner zweiten Frau trennte.

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