Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Für den Regionalzug wurde eine Verspätung von 10 Minuten angekündigt. Ungeduldig wartet Bernd darauf, seine Geburtsstadt hinter sich zu lassen.

So was wie Reue empfand er nicht. Was seine Schwester anging, würde er sie vermutlich nicht mal mehr erkennen. Eine Aussprache mit ihr hielt Bernd für überflüssig. Ohne das Tagebuch wäre er niemals zurückgekommen. Aus den 10 Minuten wurden 15, dann 20. Bernd fing an, sich an der linken Hand zu kratzen. Wie ein Bär in Gefangenschaft bewegte er mal das eine, mal das andere Bein.

Immer lauter kamen im die Unterhaltungen der anderen Wartenden vor. Schrilles Quietschen sorgte für Ruhe. Der Zug stand endlich am Bahnsteig. Alles drängte durch die vorderen Türen, während Bernd mit schnellen Schritten weiter hinten ungehindert einstieg. Bernd nahm Platz mit dem Gefühl, etwas Wesentliches vergessen zu haben. Wieder so ein Satz aus dem Tagebuch, an den Bernd sich erinnert. Nach wie vor fühlte er sich beobachtet, obwohl außer ihm niemand im Abteil saß. Ruckelnd fuhr der Zug an. Noch immer fand sich das Tagebuch an Ort und Stelle.

Über mehrere Stationen fuhr Bernd mit dem Zug Richtung Duisburg, um dort umzusteigen. Endgültig in ein anderes Leben und auch in einen anderen Zug. Je näher der Regionalzug seinem Ziel kam, desto dichter wurde der Nebel.

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