Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In Emden wurde die Eiszeit abgesagt. Die Veranstaltungsfläche in der Nordseehalle wird für das Impfzentrum benötigt.

Aus für Kühltruhe

Beim Stichwort Eiszeit denkt Erika Mustermann und Otto Normal je nach Bildungshintergrund entweder zuerst an einen Abschnitt der Erdgeschichte verbunden mit der Angst, eine neue Eiszeit könnte uns bedingt auch den Klimawandel wieder bevorstehen. Oder aber sie denken an jene Periode von Frühjahr bis Herbst, wenn die Eisdielen geöffnet haben und das hausgemachte Eis am besten in der warmen Sonne schmeckt. Ein Hersteller von Fertig-Eis hat dazu vor langer Zeit einen prägnanten Werbespot in den Kinos laufen lassen.

Kurzer Einwurf: Wie hausgemacht das Eis von Eisdielen tatsächlich ist, wäre ein Artikel für sich. In aller Kürze sei hier nur erwähnt, dass laut Gesetz hausgemacht lediglich bedeutet, dass das Eis vor Ort in der Eisdiele hergestellt wurde. Ob man auf eine traditionelle Herstellungsweise mit ausgewählten Zutaten oder auf Zutaten aus dem Chemielabor gegriffen hat, ist eine ganz andere Sache.

Zurück aber zur Seehafenstadt Emden. Als frisch zugezogener wundert man sich in Zeiten der Corona-Pandemie, von einer „Eiszeit-Sause in der Nordseehalle“ zu lesen. Corona, Sause und Kälte — das sind so Dinge, die man eher deutlich weiter südlichen Vororten würden. Etwa in Ischgl.

Ausfall der Eiszeit

Emden, das Ischgl des Nordens. Erste Versuche mit dem Projekt „Bliede Park“ liefen eher mäßig. Der Inzidenzwert schoss nicht sofort in die Höhe. Daher wird wohl jetzt die Absage der Veranstaltung „Eiszeit“ mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen. Abgesagt wurde dabei ausgerechnet auch noch deshalb, weil die Fläche für das Impfzentrum gegen Covid-19 benötigt wird. Völlig kontraproduktiv.

Mal ganz im Ernst, während diese Woche der Lockdown bis zum 10. Januar 2021 verlängert wurde, kann man doch nicht ernsthaft über die Durchführung einer großen Veranstaltung in geschlossenen Räumlichkeiten nachgedacht werden. Laut Bericht der Emder Zeitung lockte die Eiszeit beim letzten Mal 36.000 Besucher an.

Mit Verlaub, so was ist Irrsinn während einer Pandemie. Es wäre nicht der Höhepunkt der Wintersaison, sondern ein neuer Hotspot geworden. Das brauchen wir definitiv nicht auch noch.

Gejammert wird trotzdem, insbesondere auch in den sozialen Netzwerken. Es würde einem das letzte Bisschen Freude genommen. Vergleiche mit der Diktatur in der DDR gezogen und eine ganze Reihe weiter Schwachsinn verbreitet.

Meine Güte, mir macht der Lockdown auch echt keinen Spaß. Ich kann mich aber auch zusammenreißen und zum Wohle von uns allen verzichten. Wäre schön, wenn sich das auch andere zu Herzen nehmen würden. Andernfalls wird nämlich auch in der nächsten Saison die Eiszeit in Emden ausfallen.

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