Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Lockdown made in NRW

In jedem Ende steckt ein Anfang drin. So etwa könnte das Ende der Sommerferien für Deutschland zu Beginn einer zweiten Welle werden.

Die kommenden Tage und Wochen in Nordrhein-Westfalen werden zum Prüfstein für den nächsten Lockdown. Ein Land im Feldversuch.

Begonnen die Schule hat

Mit dem heutigen Schulbeginn in Nordrhein-Westfalen startet der bisher größte Feldversuch in Sachen Covid-19. Rund 2,5 Millionen „freiwillige“ Versuchspersonen — Lehrpersonal nicht mit eingerechnet — stellen sich zur Verfügung. Sie werden zur Geisel der Politik.

Da man in NRW besonders vorsichtig sein möchte (nach dem es vor Wochen nicht locker genug gehen konnte), besteht an allen weiterführenden Schulen Maskenpflicht auch im Unterricht. Damit geht das bevölkerungsreichste Bundesland einen Sonderweg. Wie die Umsetzung im Einzelnen erfolgt, wie Kontrolle und das Vorgehen bei Verstößen aussieht, müssen die Schulen vor Ort selber regeln. Wie immer wird dabei ein nicht unerheblicher Teil der Verantwortung auf die Lehrkräfte abgewälzt.

Zwei Beispiele aus Köln zeigen, wie unterschiedlich die Strategie in Pandemie-Zeiten sein können.

An einem Gymnasium ist eine strickte Einhaltung der Regeln vorgesehen. Dazu gehört auch der Verzicht auf eine Mittagsverpflegung. Die Mensa bleibt weiterhin geschlossen. Zur Mittagszeit werden die Schülerinnen und Schüler nach Hause entlassen. Dort geht Nachmittag der Unterricht via Distanzlernen weiter.

Ein rechtsrheinisches Gymnasium steuert mit seiner eigenwilligen Lösung schnurstracks auf den Lockdown, zumindest aber auf die Sperrung der Schule zu. Der Unterricht findet wie vor der Corona-Krise ganztägig statt. Die Mensa ist geöffnet, die Schülerinnen und Schüler holen dort jedoch nur ihr Mittagessen ab, um das dann im Klassenraum zu verzehren. Dicht gedrängt und ohne Maske, selbstverständlich. Das macht dann den Unterricht mit Maske davor und danach obsolet.

Düsseldorf tanzt den Lockdown

Da ich kein gebürtiger Kölner bin, fällt mir das nachfolgende Geständnis recht leicht. Bisher hielt ich die Düsseldorfer für vernünftige Menschen. Allerdings kommen mir seit ein paar Tagen ernsthafte Zweifel, ob diese Aussage so haltbar ist. Ursache dafür ist der Umstand, dass unter Federführung des Oberbürgermeisters etwas weiter unterhalb von Köln auch ein Großversuch gestartet werden soll.

Am 4. September nimmt man dort volle Fahrt Richtung 2. Lockdown auf. Für diesen Tag ist eine Großveranstaltung mit 13.000 Besuchern geplant. Ein Konzert mit Musikern wie etwa Sarah Connor und Bryan Adams. Kritik auch seitens der Landesregierung perlt an dem Verantwortlichen offensichtlich ab. Das Risiko, so heißt es aus Düsseldorf, so nicht hier als etwa in einem Freibad.

Vor genau 72 Jahren, zufälligerweise ebenfalls im September, tat der regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter, seinen legendären Ausspruch: Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt! Genau das wird jetzt auch mit Düsseldorf passieren, ziemlich genau wird über alle Landesgrenzen hinweg beobachtet werden, wie dieses waghalsige Experiment verläuft.

Immerhin, bei einem 2. Lockdown bleibt den Kölner ein Trost. Sie haben es ja schon immer gewusst, der Düsseldorfer ist schuld.

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