Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nachbarn mit Namen

Solange man nicht auf einer einsamen Insel lebt, ist man von anderen Menschen umgeben. Manche davon wünscht man sich auf eine einsame Insel.

Verbunden mit einem Umzug ist üblicherweise mehr als nur ein Ortswechsel. Auch von den bisherigen Nachbarn wird man sich verabschieden.

Gib mir Tiernamen

Zunächst einmal meine persönliche Definition von Nachbarn. Für mich sind das diejenigen, die in der näheren Umgebung wohnen — als nicht nur unmittelbar Tür an Tür. Die engere Gruppe sind dabei die sogenannten Hausnachbarn, die im selben Haus wohnen. So was gibt es natürlich nur dann, wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt. Hier (noch) in Köln Nippes leben wir unter einem Dach mit fünf weiteren Parteien. Man kennt sich, man grüßt sich — und redet sogar das eine oder andere Wort miteinander.

Schon im näheren Umfeld sieht es dagegen etwas anders aus. Das Haus gehört z einem Wohnblock, wir teilen uns den Fahrradkeller mit einem weiteren halben Dutzend Parteien. Von dem Haus kennen wir nur einen Teil der Nachbarn. Was die „Straße“ angeht, in der wir wohnen, leben dort Menschen, die wir zumindest vom Gesicht her kennen. Ein paar Meter weiter in einer andere „Gasse“ ist dann nur noch Dunkelheit. Gegrüßt wird man im Übrigen hier nur, wenn man vor allem selber Kinder hat. Bis auf diesen „Fehler“ kann man uns zumindest unserer Meinung nach nicht fehlenden Integrationswillen vorwerfen. Wir waren im Nachbarschaftsverein aktiv, haben uns jedes Jahr am lebendigen Adventskalender beteiligt — aber gut, das ist jetzt Vergangenheit.

Bild von den Nachbarn

Was in Erinnerung bleiben wird, sind die uns überwiegend unbekannten Nachbarn, die wir von unserem Küchenfenster aus Tag ein, Tag aus sahen. Ja sogar ein Stück weit an deren Leben teilnahmen — Geburt der jüngsten Tochter bis jetzt zur Einschulung.

Im Kopf haben wir uns Geschichten zu diesen Nachbarn ausgemalt, ihnen Namen gegeben — die nur wir kannten. Oben links wohnen zum Beispiel die Lämpels. Der Mann wirkte auf uns wie ein Lehrer (Lämpel), seine Frau wie eine Referendarin. Seit vergangenen Jahr haben sie zudem ein adoptiertes Kind.

Unter ihnen wohnt die Knopf- beziehungsweise Klein-Familie. Als wir einzogen, hatten sie einen Sohn, ein kleiner Knopf. Später kam dann noch die Tochter dazu. Drei Zimmer, Küche, Bad mit maximal 80 Quadratmeter. Irgendwie passt der Name Kleinfamilie schon.

Rechts neben ihnen lebt die IT-Made. Zu jeder Tages- und Jahreszeit sind die Jalousien herunter, nur selten ist mal eine Tür oder ein Fenster zum Lüften auf. Der Mittdreißiger, der dort lebt, trägt vornehmlich dunkle Kleidung und arbeitet unserer Vorstellung nach „irgendwas mit Computer“. Auf seinem Balkon stehen genau zwei Plastikstühle, exakt ausgerichtet und nie benutzt.

Wir haben auch eine Blumenfrau, die nicht nur deshalb so heißt, weil sie einen grünen Daumen bei ihrer Balkonbepflanzung hat. Sie hat den Blumenstrauß für mich in Empfang genommen, den ich von der Telekom damals bekam — auch so eine verrückte Geschichte.

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