Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Fangen wir mit der falschen Überschrift an. Der Zwergenaufstand der SPD unterschlägt das „In“, was einen erheblichen Unterschied macht.

Fremdzuschreibungen

Wenn so ein dahergelaufener CSU-Politiker und Bundesverkehsdesasterminister von einem Zwergenaufstand in der SPD spricht, meint er vor allem die Jusos mit ihrer ablehnenden Haltung gegenüber einer Großen Koalition. Nicht die ganze SPD, auch wenn die angesichts der aktuellen Sonntagsumfrage (sie liegt jetzt bei 18 Prozent) deutlich Richtung Zwerg wandert.
Aber so eine Fremdzuschreibung juckt uns Sozialdemokraten genau so wenig wie Ratschläge eines gewissen Saarländers. Gegenwind von recht und links, das sind wir eigentlich gewohnt. Bisher war es auch eher ein Zeichen, den richtigen Kurs eingeschlagen zu haben.
Was mich, und da bin ich bestimmt nicht der Einzige, wirklich trifft und verletzt, sind die Heckenschützen aus der eigenen Partei. Wobei die Bezeichnung Heckenschütze auf Andrea Nahles nicht zutrifft. Sie zielt nämlich nicht aus dem verborgenen auf parteiinterne Kritiker, sondern steht an vorderste Front und versucht alles mit einem fetten Maschinengewehr niederzumähen. Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn sie sich so äußert:

Da wird jetzt ein Ergebnis schlechtgeredet von einigen, die, egal was wir rausverhandelt hätten, gegen die Groko sind.

Liebe Andrea, Kritik ist auch dann erlaubt, wenn sie unbequem ist. Das muss man ertragen und man ist am falschen Platz. Erinnere dich mal an früher, wie du selber als Juso-Vorsitzende warst. Wobei, dass sollte auch so manch andere Genossen mal machen.

Zwergenaufstand

brisch27 / Pixabay

 

Jusos mit Zwergenaufstand

Für mich sind derzeit die Jusos die Einzigen, die mir so was wie Hoffnung geben. Nach wie vor halte ich an meiner Überzeugung fest, mehr jüngere Menschen in der Partei das Ruder übernehmen zu lassen. Was ihnen angeblich an Erfahrung fehlt, gleichen sie mehr als genug mit anderen Vorteilen aus. Einer davon ist, dass sie es sind, die am längsten mit ihren eigenen Entscheidungen leben müssen.
Mittlerweile haben sich der Landesverband Thüringen und Sachsen-Anhalt gegen Koalitionsverhandlungen ausgesprochen. Genau so wie der Berliner Landesverband. Viel Gewicht auf dem Bundesparteitag am kommenden Wochenende wird das nicht in die Waagschale werfen. Die mit deutlichen Abstand meisten Delegierten kommen aus Nordrhein-Westfalen (144 von 600). Danach folgt mit Abstand Niedersachsen mit 81 Delegierten. In beiden Landesverbänden sieht es eher nach Zustimmung als Ablehnung aus.
Unten an der Basis gärt es inzwischen weiter. Auch in Köln, wo der Unmut in den Ortsvereinen wächst. Man erkennt keine deutliche Handschrift der SPD in den Sondierungsergebnissen. Die Angst nimmt zu, einen hohen Preis zu zahlen, nur um für maximal vier Jahre staatstragend zu wirken. Vor allem zahlt man den hohen Preis, um Angela Merkel erneut zur Bundeskanzlerin zu machen.

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner