Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Manche Spiele möchte man einfach lieben, obwohl sich einem die Regel weder auf den ersten noch zweiten Blick erschließen. Ein solcher Fall ist Pax Renaissance.

Größe zählt

Natürlich zählt die Größe nicht. Zumindest nicht die Größe der Spielschachtel oder die Menge des Materials. Es gibt eine ganze Menge „großer“ Spiele, die meiner Meinung nach einfach nur Schrott sind — etwa Pandemic Legacy 2. Lediglich so groß wie 52 Spielkarten ist dagegen die Verpackung für Tichu. Und das Spiel ist meiner Meinung nach eines der besten Spiele für genau vier Personen. Spiele wie Innovation bestehen ausschließlich aus Spielkarten und ergeben ein anspruchsvolles Spielerlebnis.
So ähnlich sieht es bei Pax Renaissance aus. Die Schachtel ist vergleichsweise klein, neben 120 Karten befindet sich Karton noch zusätzlich etwas Spielmaterial aus Holz und Münzen aus Kunststoff — macht mehr her als wenn man einfach nur Pappmünzen hätte. Den Spielplan baut man aus 10 Karten auf. Er zeigt dann die Europa und den Mittelmeerraum.

Pax Renaissance

Spieler in Pax Renaissance

Als Spieler in Pax Renaissance repräsentiert man eine Bank im Mittelalter. Man finanziert Fürsten und Könige sowie deren Feldzüge. Gleichzeitig hat die Macht des Geldes aber auch Einfluss, in welche Richtung sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Wechselt man die Renaissance, siegt der ungezügelter Kapitalismus (genannt Globalisierung) oder aber errichtet eine Dominante Religion eine rückständige Theokratie? Kometen kündigen ein neues Zeitalter an. Beziehungsweise ermöglichen es den Spielern, sich für eine der möglichen Siegbedingungen zu entscheiden.
Bereits meine erste Partei am vergangenen Sonntag hat mich infiziert. Das sieht aufgebaut nicht nur gut aus, sondern hat auch eine beeindruckende Mechanik. Simulation, Workerplacement, Card Driven — so ganz in eine Kategorie lässt sich Pax Renaissance nicht pressen. Der ersten Begeisterung folgte jedoch eine deutliche Ernüchterung.

Regeln erarbeiten

Grausame Anleitungen

Ein Spiel zu verstehen ist etwas ganz anderes, als es jemanden erklären zu können. Die Anleitung von Pax Renaissance macht letzteres leider zu einem schweren Unterfangen. Manchem Autor wünscht man hier die Spielregelinqusition an den Hals. Schnell wurde mir auch klar, dass es keine sprachliche Hürde ist, an der ich scheitere. Die Orginalanleitung ist in Englisch, die zugegeben gute deutsche Übersetzung steht ihr in Unverständlichkeit in nichts nach. Es fehlt, wie das häufiger der Fall ist, ein guter didaktischer Aufbau. Die vorliegende Anleitung wirkt auf mich, als habe der Autor alles in seinem Kopf zu Papier gebracht. Wenn man das selber alles verinnerlicht hat, kann man das Spiel spielen. Vom Erklären ist man aber genau so weit entfernt wie der Autor der Anleitung selber.
Wie einleitende aber bereits erwähnt, ich möchte das Spiel wirklich lieben. Mir gefällt die Thematik und der Mechanismus. Also bleibt mir nur eins über, ich muss mir die Regeln erarbeiten. In diesem Fall ist das ein spannendes Unterfangen, einfach unterschrieben führt nämlich dann lediglich zu einer schlechten Kopie des Originals. Statt dessen versuche ich es mit einer Mindmap. Wie erfolgreich das sein wird, zeigt sich dann beim nächsten Mal, wenn ich versuche die Regeln und Aktionsmöglichkeiten zu erklären.

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