Bei der Bundestagswahl 2017 hatte ich mich erneut als Wahlvorsteher beteiligt. Für mich ist das ein Beitrag für unser demokratisches Gemeinwesen.
Keine Demokratie
Demokratie sehen viele von uns möglicherweise als selbstverständlich an. Tatsächlich ist sie genau das eben nicht. Im vergangen Jahr wurde der Anteil an Demokratie weltweit mit 63 Prozent angegeben. Dem Rest handelt es sich um fehlerhafte (beziehungsweise Scheindemokratien), Autokratien und knallharte Diktaturen. In 40 Ländern rund um den Globus soll demnach noch solche Diktaturne geben. Erschreckend dabei ist die leicht steigenden Tendenz. Laut Spiegel Online sind die Demokratie durchaus in Gefahr.
Wir sollten daher nicht nur froh darüber sein, in einer Demokratie leben zu dürfen, sondern auch zu ihrem Erhalt beitragen. Dafür gibt es eine ganze Reihe Möglichkeiten. Selbst wählen gehen ist etwas, was der Demokratie gut tut. Ausnahmen wie die Wahl einer extremistischen Partei mal ausgeklammert. Sich ehrenamtlich zu engagieren, ist auch ein Beitrag. Bei einer Wahl sich als Wahlvorstand zu beteiligen und seinen Sonntag dafür in einem Schulgebäude neben der Wahlurne zu verbringen, ist im Prinzip ein kleines Opfer. Eines, dass ich immer wieder gerne erbringe.
Der Wahlvorsteher
Ein Wahlvorsteher ist der Vorsitzende des Wahlvorstands. Seine Stimme gibt den Ausschlag bei Pattsituationen — etwa, wenn über ungültige Wahlzettel zu entscheiden ist. Er ist, wie es zu schön bürokratisch heisst, für die „Eröffnung und Beendigung der Wahlhandlung“ zuständig. Im Klartext bedeutet das, dass um Punkt 8 Uhr der Wahlraum (früher Wahllokal) geöffnet und um genau 18 Uhr wieder geschlossen wird. Dabei ist Schließen nur ein Akt von kurzer Dauer. Nach 18 Uhr darf keine Stimme mehr abgegeben werden. Die anschließende Auszählung ist selbstverständlich öffentlich.
Bei der Bundestagswahl war ich zum zweiten Mal in diesem Jahr Wahlvorsteher. Nach einem durchwachsenen Erlebnis bei der Landtagswahl in NRW lief es im September sehr rund. Das lag an einem tollen Wahlvorstands-Team und einer Schriftführerin, die sorgfältig und kompetent war. Ihr kommt nämlich eigentlich die wichtigste Eigenschaft zu, die Führung des Protokolls im Rahmen der Auszählung. Zudem darf sie den Koffer mit den Wahlunterlagen vor der Wahl abholen und muss ihn hinterher wieder zurück bringen. Das Teil wiegt locker seine 20 Kilo. Es ist nur gerecht, das man für diese Aufgabe eine höheres Erfrischungsgeld bekommt.
Einsatz mit Urkunde
Das Erfrischungsgeld habe ich freilich nie im Auge, wenn ich mich als Wahlvorsteher melde. Mich interessiert die Wahl an sich. Es ist spannend, bei der Stimmabgabe dabei zu sein und die Auszählung ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Live mitzubekommen, wie Demokratie aussieht, ist ganz einfach toll. Überrascht war ich am Freitag, als ich Post von der Stadt Köln bekam. Im Briefumschlag befand sich nicht nur ein Dankesschreiben vom Kreiswahlleiter, sondern auch eine Urkunde, vom Bundesinnenminister unterschrieben. Das hat mich wirklich gefreut. Nicht die Unterschrift, sondern die Urkunde an sich.