Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Früher war nicht alles besser, sondern vieles teurer. Nicht nur bei Ortsgesprächen, auch im Urlaub gab es auch die so genannten Inselpreise.

Einkaufen auf der Insel

Einen Supermarkt auf einer Nordseeinsel kann man nicht mal eben mit einem Lastwagen beliefern. So muss alles, was etwa auf Borkum verkauft werden soll, mit dem Schiff dorthin gebracht werden. Auch Kaffeebohnen, die bekanntlich dort nicht wachsen. Entsprechend sind die Preise dann höher. Das hatte ich bisher auch so im Kopf. Urlaub auf der Insel ist nicht nur teuer, wenn man im Hoel bei Vollverpflegung übernachtet, sondern auch, wenn man in einer Ferienwohnung wohnt. Die Selbstversorgung ist teurer als zu Hause. In den Herbstferien, auf Borkum, hatte ich da einen anderen Eindruck. Bei jedem Einkauf schaute ich auf den Kassenbon. Das Gefühl, Inselpreise bezahlt zu haben, stellte sich nicht ein.
Möglicherweise hängt mein Eindruck zusammen mit den bisherigen Städten, in denen ich gelebt habe beziehungsweise noch lebe. Sowohl Bielefeld als auch Köln sind keine Preisparadiese. Mit anderen Worten: in ihnen ist das Preisniveau so hoch, dass man zu dem, was man auf einer Insel bezahlt, kaum einen Unterschied merkt.

Inselpreise für Bier

RitaE / Pixabay

Inselpreise in Nippes

Das könnte alles erstmal nur eine verzerrte Wahrnehmung sein. Vielleicht auch damit zusammen hängen, dass man im Urlaub anders einkauft als im Alltag. Aus meinem Gefühl wurde heute jedoch eine Überzeugung. Die hängt zusammen mit der Bröchtenrunde am Morgen, dem gestrigen 11.11. (in Köln ja ein besonderer Tag) und Gästen am Nachmittag. Da meine Frau und ich mit Karneval so gar nichts am Hut (und auch nichts an der Kappe) habe, versuchen wir den Kontakt mit den Narren so gut es geht zu vermeiden. Aus diesem Grund haben wir gestern morgen sehr früh eingekauft.
Damit alles schnell ging, verzichteten wir auf den größten Teil der Getränke. Schließlich haben wir hier in der Siedlung noch den „Speisewagen“ — einen kleinen Supermarkt, der auch sonntags geöffnet hat. Heute standen wir dann früh auf, um beim Bäcker Brötchen zu kaufen fürs Frühstück. Auf dem Rückweg wollten wir dann noch Bier besorgen. Hört sich auch dann noch komisch an, wenn ich erwähne, dass es alkoholfreies Jever sein sollte. Im Speisewagen in der Kasse nahmen wir den offensichtlichen Inselpreis von 11,80 Euro für acht Flaschen Jever fun inklusive Pfand noch so hin. Zu Hause rechnete ich dann nach.

Ziemlich krumme Preise

Teil an 11,80 Euro durch die gekauften acht Flaschen, kommt man auf einen Preis von 1,475 Euro pro Flasche. Selbst mit ziemlich viel guten Willen ist das schwer nachvollziehbar. Man könnte nicht ohne Berechtigung annehmen, übers Ohr gehauen worden zu sein. Die Summe klingt nicht nach Inselpreis, sondern nach etwas ganz anderem. Aber nehmen wir aus reiner Höflichkeit mal an, der Preis wäre so korrekt. Dann wäre das abzüglich Pfand ein immer noch stolzer Preis.
Zum Vergleich dann mal das, was meine Frau und ich auf Borkum für einen 11er-Kasten Jever fun bezahlt haben: 8,90 Euro zzgl. Pfand. Von Inselpreis ist da im Vergleich nichts zu spüren. Mag natürlich sein, dass oben im Norden, in der Nähe zu Jever das Bier günstiger ist. In Köln wäre wohl das heimische Bier auch günstiger — und eine Alternative, wenn es uns denn schmecken würde. Aber mal ganz ehrlich. Wir fühlen uns so ziemlich übers Ohr gehauen. Es war wohl das definitiv letzte Mal, dass wir im Speisewagen eingekauft haben. Getränke gibt es künftig von einem Lieferdienst namens Flaschenpost. Dort zahlen wir dann für einen 11er-Kasten 9,90 Euro inklusive Lieferung. Das ist dann nur ein Euro teurer als auf Borkum. Die wirklichen Inselpreise gibt es, wie man sieht, wohl eher in Köln auf dem Festland.

3 Kommentare

    1. Schwierig, aber ein Grenzfall. Ich habe auch etwas länger überlegt — allerdings ist das jetzt das dritte Mal, das uns dort so was passiert ist. Daher ist ein einfaches „Vertan“ meiner Meinung nach auch schwierig.

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