Dies ist der zweite Versuch, für diesen Artikel eine angemessene Einleitung zu schreiben ohne mich zu verrennen weil ich mich zu sehr aufrege. Am einfachsten ist es wohl, wenn ich einleitend hervorheben, dass ich mich aus Überzeugung auch eine ganze Zeit lang vegetarisch ernährt habe. Gründe und Motivation von Vegetariern und Vegangern kann ich, so bilde ich mir ein, bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Auch weiß ich aus eigene Erfahrung, wie schnell man sich dazu verführen lässt, die eigene Ernährungsweise als überlegen zu betrachten.
Was im Verlauf meines Lebens lernte: alles ist relativ. Positionen der angeblichen Überlegenheit führen auf einen gefährlichen, dunklen Pfad, der immer damit einhergeht, die Freiheit anderer einzuschränken. Gerade wenn es ums Essen geht, überschreitet man schnell Grenzen. Essen ist ein zentraler Teil unseres Lebens. Ohne zu essen sterben wir. Gleichzeitig ist die Art wie und was wir essen verbunden mit Herkunft, Kultur und der weiteren Sozialisierung. Gerichte können Erinnerungen und Gefühle hervorrufen, können spalten oder zusammenführen. Jemanden seine Leibspeise zu verweigern oder mies zu machen, hat Folgen.
So, kommen wir zum eigentlichen Punkt. Gestern meldete die Tagesschau, die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger (SPD), die Mehrwertsteuer auf Tierprodukte zu erhöhen, da sie klimaschädlicher seien als Obst und Gemüse. So was ist selbstverständlich Wasser auf den Mühlen von Vegetariern und Veganern.
Die zusätzlichen Steuereinnahmen dann dazu verwenden werden, um pflanzliche Lebensmittel oder den öffentlichen Nahverkehr billiger zu machen — was ja für das Klima besser zu werden. Ehrlich, selbst in meinen wildesten Träumen als Vegetarier wäre ich nie auf so eine bescheuerte Idee gekommen.
Man kann die Idee sicher vertiefen und sich damit intensiv auseinander setzen. Mich regt sie nur auf. Sie ist vor allem von Unwissenheit geprägt. Ich für meinen Teil glaube nämlich nicht, dass spanische Treibhaustomaten, für die Grundwasserquellen ausgebeutet werden, besonders verträglich für Klima und Umwelt sind. Mit was alle gedüngt und gespritzt wird, um konventionell Obst und Gemüse anzubauen, ist ein weites Feld. Und wenn man mal die „Beipackzettel“ für einige vegane Produkte liest, war zwar bei der Herstellung kein Tier beteiligt, aber das Endprodukt enthält oft einige Bestandteile, die fragwürdig sind in Bezug auf die menschliche Gesundheit.
Ganz klar: die derzeitige Massentierhaltung ist definitiv mit erheblicher Tierquälerei verbunden. Sie ist auch erheblich umweltbelastend. Hier müssen aber andere Wege gefunden werden als eine pauschale Erhöhung der Mehrwertsteuer. Die würde nämlich auch alternative Methoden der Fleischerzeugung treffen. Milch von wirklich glücklichen Kühen genau so wie Fleisch aus artgerechter Haltung. Weniger Fleisch, ja. Gar kein Fleisch, keine tierischen Produkte mehr: auf gar keinen Fall! Ich für meinen Teil bin Befürworter einer ausgewogenen Ernährung. Und ja, dazu gehört für mich auch Fleisch, Fisch und Geflügel. Und ja, ginge es nicht anders würde ich auch selber schlachten.