Barfuß durch die Wohnung zu laufen mochte ich schon als kleines Kind. Es war mir auch egal, ob es Frühling, Sommer, Herbst oder Winter war. So was wie eine Fußbodenheizung gab es nicht und im Winter war es zum Teil an einigen Stellen in der Wohnung ordentlich kalt. Barfuß bin ich auch draußen gelaufen, bis ich eines Tages in etwas hineingetreten bin.
Nein, nicht in eine Scherbe, sondern in ein Spielzeug, was ich selber hatte liegen lassen. Barfuß laufe ich immer noch, aber wirklich nur innerhalb der Wohnung. Die nunmehr vorhanden Fußbodenheizung hier in Köln-Nippes würde ich mittlerweile als altersgerecht beschreiben.
Köln ist nicht nur die Stadt, wo ich zum ersten Mal in einer Wohnung mit so einer Heizung lebe und das barfuß laufen besonders Spaß macht, sondern es ist auch die Stadt der Musikgruppe „Bläck Fööss“. Wahrlich, nicht mein Musikgeschmack. Die mochte ich schon als Kind nicht, obwohl ich schon damals wusste, dass die Musiker keine schwarzen Füße haben. Blanke Füße — mein Vater stammt schließlich aus Köln, da lernt man so was eben.
Langer Rede, kurzer Sinn, ich habe nach längerer Pause wieder einen Krimi, genau gesagt einen Lokalkrimi gelesen. Einen Köln Krimi aus einem sehr bekannten und ortsansässigen Verlag. Der Krimi trägt den Titel „Barfuß in Köln“ und stammt von Reinhard Rohn (kling ein wenig nach Pseudonym, ist es aber nicht).
Das Buch habe ich in recht kurzer Zeit durch bekommen. Inhalt und Sprache stehen einer zügigen Rezeption nicht im Weg. Klingt böse, enthält aber auch leider mehr als einen Funken Wahrheit. Mehr dazu später, erstmal kurz zur Handlung.
Die Intendantin des Kölner Theaters wird ermordet. Sie liegt ohne Schuhe und durchbohrt vom Bolzen einer Armbrust (im Krimi wird von Pfeil gesprochen, was aber gerade in Bezug auf eine Armbrust missverständlich ist) nach der Party zu ihrem fünfzigsten Geburtstag in ihrem Büro. Beliebt war die Intendantin nicht, sie hat sich eine lange Liste von Feinden geschaffen. Sie und ihr Mann, der sie bald ins Jenseits begleitet, verfolgt ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit.
Kommissar Schiller und seine Kollegin versuchen, den Fall aufzuklären, sind aber über weite Strecken mit ihren privaten Problemen beschäftigt. Leider auf eine Art und Weise, die schwer nachvollziehbar ist und die Figuren blutleer erscheinen lässt. Hinzu kommt eine Nebenhandlungsstrang um die „Befreiung“ von Deutz, der aufgesetzt ist. Die Nebenfigur, eine Hebamme außer Dienst, ist verbindet eine der Hauptfiguren miteinander, ohne jedoch Tief zu haben. Sie soll Humor in den Krimi bringen, ein nett gemeinter Versuch, mehr nicht.
Klischeehaft ist ausnahmslos alles, selbst die Täterin und ihr Motiv. Beide werde erst am Ende dem Leser präsentiert — Spannung kommt auf diese Weise nicht auf. Lediglich der russische Auftragsmörder ist als Nebenfigur interessant, passt aber auf ganz andere Weise nicht zur Handlung. Das er am Ende der rettende Engel ist, wirkt aufgesetzt. Künstlich ist auch sein Erzählstrang, der leicht zeitversetzt zu dem des Protagonisten Schiller verläuft.
Der Krimi krankt auch an zu vielen Erzählperspektiven. Man sympathisiert mit keiner Figur, weil sie einem alle samt zu weit weg sind. Lokalkolorit ist vorhanden, aber nur als eingestreutes Element, um als Lokalkrimi zu gelten. Plausibel mit der Handlung verbunden sind die Örtlichkeiten nicht. Der Krimi könnte daher genau so gut in Osnabrück spielen.
Fazit: Für 9,90 Euro kann sich anderweitig erheblich besser unterhalten lassen.
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