Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Meine heutige Lektüre zum Frühstück bestand aus den Artikel von „Buch zwei“ der Süddeutsche Zeitung von diesem Wochenende. Normalerweise würde ich so was nicht expliziert erwähnen, nur in diesem Fall ist der Hinweis wirklich angebracht. Die Artikel in der SZ liefern einen kurzen Abriss der neueren Geschichte, damit man auch als Laie die Konflikte im nahen Osten besser verstehen kann.

Man erfährt etwas über die Regionalmächte, bekommt einen kurzen Abriss über die Entwicklung nach dem Zusammenbruch des osmanischen Reiches und lernt vor allem den Unterschied zwischen den beiden Hauptglaubensrichtungen im Islam kennen. Auch wenn sich Kriege wie in Syrien nicht auf reine Religionskriege reduzieren lassen (denn oft geht es um politische Vormachtstellung, die mit einem religiösen Anstrich kaschiert wir), ist es hilfreich, Sunniten und Schiiten auseinander halten zu können.

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Das ich für meinen Teil jetzt weiss, was der Unterschied zwischen den beiden Richtungen ist, habe ich sowohl der Süddeutsche Zeitung als auch Jürgen Becker zu verdanken — dazu später mehr.

Ursprung des islamischen Schismas ist eine unterschiedliche Auffassung, wer die Nachfolge Propheten Mohammed antreten sollte. Eine Gruppe seiner Anhänger bestand darauf, dies können ausschließlich aus seiner Familie stammen. Dies sah eine zweite Gruppe ganz anders, denn sie war der Meinung, der Nachfolger müsse unter den herausragenden Gläubigen erwählt werden. Mir fällt es schwer, so was zu behalten und daher viel mir bei der zweiten Tasse Kaffee wieder etwas von Jürgen Becker ein. Dort gab es mal in der Reihe „Der dritte Bildungsweg“ eine Erklärung des Unterschieds zwischen Schiiten und Sunniten samt Eselsbrücke.

Kurzfassung, soweit ich das noch in Erinnerung habe: Eine Gruppe Gläubiger (Schiiten), so Becker, wollten Mohammeds Tochter zur Nachfolgerin machen (Familienangehörige). Die größere Gruppe sah das anders, und meinte so gehe das nicht. Oder eben in der kölschen Kurzform: su nit (so nicht)

Hat man das im Hinterkopf, fällt es leichter, die Interessenlagen herauszuarbeiten. Der Iran (schiitisch) unterstützt in Syrien den bisherigen Machthaber Baschar al-Assad. Der gehört zwar den Alewiten an, wird aber überwiegend von Sunniten bekämpft. Saudi-Arabien wiederum ist geprägt von einer puristisch-traditionalistischen Richtung des sunnitischen Islams, dem Wahhabismus. Der Golfstaat hat entsprechend ein Interesse, Assad stürzen zu sehen. Spätestens seit der Revolution im Iran unter Mitwirkung von Ruhollah Musawi Chomeini existiert der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Das Königreich hatte die nicht unberechtigte Angst, auch einer Revolution zu Opfer zu fallen.

Einige Kriege und Konflikte im nahen Osten sind zum Teil Stellvertreterkriege. Mal verdeckt, mal mehr oder weniger offen unterstützen der Iran sowie Saudi-Arabien die Konfliktparteien, um ihre eigenen Interessen zu sichern.

Die Langfassung ist noch wesentlich komplizierter, zumal auch der Irak eine Rolle spielte, zumindest bis USA den irakischen Diktator Saddam Hussein stürzten. Im Land haben seit dem Schiiten das Ruder in der Hand, was dem Iran deutlich besser gefällt als Saudi-Arabien.

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