Als wir noch keine hatten, hörte sich „Fußbodenheizung“ immer nach etwas Großartigem an. Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben. Wenn sie hoch genug hängen und außerhalb der Reichweite liegen, spornt es die Phantasie an und weckt Begehrlichkeiten.
Im Studium, als ich mit schnöde Regionalbahnen fuhr, war für mich ein ICE immer etwas besonders. Zu sehen bekam ich ihn nur von außen. „Wenn du damit fährst, dann haste es geschafft im Leben“, glaubte ich damals. Die Realität heute sieht anders aus, in vielerlei Hinsicht — aber um Bahn-Bashing, zum Beispiel, geht es an dieser Stelle gar nicht.
Zurück also zur Fußbodenheizung. Als wir mit dem Umzug in die autofreie Siedlung in Nippes endlich eine hatten, freuten wir uns wie die Schneekönige — im Sommer, denn es war schließlich auch Sommer. Und da ist eine Heizung eher Nebensache. Dann aber kam der Winter. Auf warmen Fliesen barfuß laufen zu können ist ein prima Sache. In der Theorie zumindest, denn nicht überall war es so warm wie im Badezimmer. So blieb es im Wohnzimmer eiskalt. Egal wie hoch wir das Thermostat einstellten. Dafür war es dann im Arbeitszimmer brütend heiß, obwohl wir da den Regler ganz runter gedreht hatten.
Ein Installateur kam und fand die Ursache. Das Wohnzimmer war nicht angeschlossen, zudem waren Wohnzimmer und Arbeitszimmer (interne Bezeichnung KIND) vertauscht. Als wir endlich ein warmes Wohnzimmer hatten, freuten wir uns. Zumindest darüber, denn sowohl meine Frau als auch ich schätzen in der Nacht, wenn wir schlafen, eine kühlere Wohnung als tagsüber. Mit einer Gas-Etagen-Heizung ist so was kein Problem. Ein Fußbodenheizung jedoch ist träge, wirklich träge. Mal eben die Temperatur ende geht nicht. Macht man es über Nacht kalt, hat man erst morgens pünktlich zum aufstehen eine kalte Wohnung. Nicht gerade das, was man sich wünscht.
Also Schlafzimmertür zu, dort die Heizung runter und Fenster auf. Nun ja, man kann sich irgendwie mit allem im Leben arrangieren. Im letzten Winter glaubten wir auch, die Küche wäre lauwarm, was aber ok wäre. Als jetzt im Herbst die Temperaturen fielen, waren wir uns nicht mehr so sicher, ob das wirklich ok ist oder aber ob die Heizung in der Küche nicht möglicherweise defekt ist.
Da ich durch den einmal im Jahr kommenden Ableser weiß, wo die Zuleitungsrohre sind, wollte ich die Probe aufs Exempel machen und öffnete den Kasten im Flurschrank.
Das sich mir bietende Bild überzeugte mich auf den ersten Blick, dass wirklich etwas nicht in Ordnung war. Aus dem Anschluss ganz rechts läuft Wasser. Nicht viel, ganz wenig nur. Das aber über einen ziemlich langen Zeitraum. Ehrlich gesagt hätte das der Mensch, der den Zähler im Sommer abgelesen hat, auch schon sehen müssen. Hat er vermutlich auch und sich gedacht: „Ist nicht meine Baustelle, ich lese hier nur die Zählerständer ab.“
Wie dem auch sei, ob, wenn, hätte, wir brauchten einen Termin mit einem Handwerker. Man kennt das aus Klausuraufgaben. Bilden Sie einen Satz mit zwei Dingen, die nicht zusammen passen. Eine Audienz bei Papst ist deutlich einfach zu bekommen, für mich als Protestant jedoch uninteressant. Vielleicht erklärt das einige meiner Probleme im katholischen Köln mit Handwerkern.
Wenn einer dieser Zeitgenossen verspricht, garantiert zurück zurufen, dann tritt dieses Ereignis entweder gar nicht ein oder genau dann, wenn man gerade kurz vorm platzen der Blase endlich auf Toilette gerannt ist, nach dem man sich das vorher stundenlang in Reichweite des Telefons verkniffen hatte.
Nach einigem hin und her, man brauchte Adresse der Vermieterin, deren Einverständnis, polizeiliches Führungszeugnis und Schufa-Auskunft — bekam ich endlich einen Termin. Für diesen Freitag. Um 8 Uhr. Mal sehen, ob wirklich jemand kommt, vor allem pünktlich und ob er das richtige Werkzeug und Ersatzteile dabei hat. Schließlich hatte ich vorher das Foto mit dem Schaden zu genau diesem Zweck per E-Mail verschickt.