Keller sind für mich mit unterschiedlichen Eindrücken verbunden. Der Keller, welcher mich in meiner Kindheit wohl am meisten geprägt, war der zu Hause. Es war kein gewöhnlicher Keller, so ihn wohl die meisten kennen, sondern ein grober Raum aus rauen Steinen. Das Haus darüber in dem wir wohnten, eine alte Bauern-Kate. Über eine kurze Treppe aus Holz ging es runter in den Keller, der mehr Loch als war — und mir entsprechend immer Angst einjagte.
Als ich älter wurde, verputzte mein Vater die Decke und Wände des Kellers, das Gefühl wenn ich unten etwas holen musste, änderte sich bei mir nicht. Unser Keller war so ganz anders, als das was meine Großeltern als Keller hatten. Einen trockenen Raum mit einem Holzverschlag davor wie viel andere Mieter im Hochhaus, in welchem sie wohnten.
Von Schulfreunden kannte ich auch noch andere Keller. Räumlichkeiten, die als Spielzimmer gestaltet waren. Oder aber die berüchtigten Partykeller. Der Keller meiner ersten eigenen Wohnung in Bielefeld dagegen war im Vergleich zu dem von zu Hause eine nur leichte Verbesserung. Mit jedem Umzug wurden die Keller jedoch heller, weniger Angstraum — so auch der Keller der letzten Wohnung in Bielefeld.
Mit dem Umzug nach Köln dann schlug das Pendel wieder in die entgegengesetzte Richtung. Ein Keller, nass und dunkel, der Boden morsch und Ratten darunter. Dazu vollgestellt mit Müll eines Messie-Nachbarn. Sehr oft war ich nicht im Keller dort, nur wenn es sich gar nicht vermeiden ließ.
Durch den Umzug in die Stellwerk60-Siedlung bekamen meine Frau und ich wieder einen hellen Keller. Sauber, trocken. Dennoch hält sich bei mir hartnäckig eine bestimmte Verhaltensweise. Der Keller als Ort, wo Sachen lagern, mit denen ich mich nicht beschäftigen will. Keine Metapher, sondern ganz real. Entsprechend zugestellt sieht der Keller auch bei uns aus, was mir gestern auffiel, als wir Handwerker im Haus hatten — die an Zuleitungen auch in unserem Keller mussten.
Dinge, die ich wirklich benötige, befinden sich in der Wohnung. Was im Keller liegt, lässt sich in mehrere Kategorien aufteilen. Saisonartikel wie Tannenbaumschmuck, der einmal im Jahr hervorgeholt wird, Gartengeräte, Werkzeug und alte Blumentöpfe. Leere Kartons und Verpackungsmaterial. Vor allem aber Dinge, die eigentlich keinen Verwendungszweck mehr haben. Dinge, von denen ich mich eigentlich trennen könnte, es aber nie geschafft habe. Mehre Generationen Festnetztelefone und Anrufbeantworter. Kochzeitschriften aus ungezählten Jahrgängen (die besten Rezepte habe ich längst übertragen). Unterlagen, in die ich nie wieder reinsehen werde. Kurzum, eine Sedimentschicht, in der auch Erinnerungen stecken.
Jederzeit könnte ich den Keller aufräumen. Aber es ist eben ein Keller, etwas wo man hinabsteigen muss, ohne künstliches Licht, immer dunkel. Im Alltag sehe ich die Sachen dort nicht, vergesse sie und eigentlich sind sie ja schon fast weg. Außer Reichweite, im Keller.
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