Bei der Planung diverser Wandrouten in den letzten Wochen stellte ich fest, wie verwöhnt ich doch eigentlich bin. Verwöhnt deshalb, weil ich zumindest die letzten 25 Jahre mein Leben entlang der Hauptstrecke verbracht habe.
Selbst Wesel, meine Geburtsstadt, war und ist zumindest über eine Nebenstrecke angebunden. Ein Bahnthema, bei dem es mal nicht um den Streik der GDL geht, sondern um etwas viel wichtigeres. Wie gut Orte in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.
Bielefeld ist zwar kein Knotenpunkt wie Köln, ist aber gut an das Streckennetz der Bahn angebunden, ist Haltepunkt für ICEs. In beiden Städten war es für mich nie ein Thema, von dort aus mit der Bahn irgendwo hin zu kommen. Selbst in den Urlaub an die Ostsee und Nordsee ging es mit dem Zug. Solange man seine Ziele frei auswählen kann, hat der Zielpunkt eben auch immer einen Bahnhof (zumindest einen Haltepunkt der DB oder einer Privatbahn).
An so was gewöhnt man sich. Im Kopf setzt sich dann die Vorstellung fest, ein Leben ohne Auto sei nicht nur sinnvoll, sondern auch ohne weiteres möglich — ist es im Prinzip auch, sofern man angebunden ist an das öffentliche Verkehrsnetz. Durch das Wandern lernte ich aber bereits Ortschaften kennen, wo der sprichwörtliche Hund begraben ist, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Orte, wo es nicht mal eine Nebenstrecke gibt, an dem ein Zug alle zwei Stunden hält.
Bei den bisherigen Routen ließ sich das mit etwas Aufwand umgehen, da es in Reichweite immer einen Bahnhof gab. So konnte ich die ursprüngliche Strecke des Jakobswegs von Köln nach Aachen so planen, dass wir zwar insgesamt etwas länger unterwegs waren, aber immer am Ende einer Etappe mit dem Zug wieder nach Hause fahren konnten.
Vor diesem Hintergrund und mit meiner Verwöhntheit ging ich in den letzten Tagen an die Planung weiterer Wanderungen. Viele Wanderstrecken locken und die künftige Webseite zum Thema will auch gefüllt werden. Beim Jakobsweg von Köln nach Trier bin ich derzeit bei sechs Etappen, die letzte endet in Dahlem (Eifel). Danach weichen Weg und öffentliches Verkehrsnetz soweit voneinander ab, dass sich Routen nicht weiter planen lassen. Vermutlich wird es darauf hinauslaufen, dass meine Frau und ich von Dahlem nach Trier im Sommerurlaub laufen werden, immer wieder mit Übernachtungen in Pensionen statt abends nach Hause zu fahren (ja ich weiß, so macht man das eigentlich auch, aber unsere Methode hat auch ihre Vorteile).
Immerhin, sechs Etappen lassen sich mit der Bahn erreichen. Beim Elisabethpfad komme ich nur auf zwei Etappen, und das auch nur, weil ich bei der ersten Etappe am Anfang etwas kürze und bei der zweiten nach weniger als der Hälfte der Strecke abbiege Richtung Engelskirchen. Bahnverbindungen im Sauerland sind nur spärlich vorhanden. Es gibt ein ganzes Delta vollkommen frei von jeglichen Bahnhof. Für Autofahrer alles kein Problem, aber die dürften sofern sie keine Rundwanderwege nutzen, Schwierigkeiten bekommen. Angeboten in der Fläche wird der Busverkehr. Für eine Region, die zumindest auf Karten Bildern einen enormen Reiz in Bezug auf das Wandern ausübt, ziemlich schade.
Noch gebe ich aber nicht auf und mir wird auch für den Elisabethpfad von Köln nach Marburg eine Lösung einfallen. Ganz nebenbei, beim Suchen auf den Karten, lernt man ein Stück weit sein Land besser kennen und entdeckt weitere interessante Wanderwege — irgendwo an einer Nebenstrecke.