Bereits vor einigen Tage hieß es, das Wochenende würde einen mit frühlingshaften 17 Grad locken. Bei solchen Versprechungen fällt es mir schwer, meine Wanderfüße still zu halten. Allerdings wollte ich im Gegensatz zum letzten Wochenende mit etwas mehr Planung an die Sache herangehen. Vor allem aber sollte es eine Wanderung zu zweit sein, was mit genügend Vorlauf kein Problem darstellen sollte.
Vorgenommen für den gestrigen Samstag hatten meine Frau und ich uns die erste Etappe vom Römerkanal-Wanderweg. Vor gut sieben Monaten machten wir mit der zweiten Etappe den Anfang. Grund dafür waren Baumaßnahmen an der Strecke, so dass wir nicht bis Nettersheim mit dem Zug fahren konnten, wo der Römerkanal-Wanderweg seinen Anfang nimmt.
Daran sollte es diesmal nicht scheitern. Auch nicht an einem fehlenden Ersatzakku oder anderen Widrigkeiten. Sowohl vom Wetter her als auch aus technischer Hinsicht verlief die Wanderung diesmal reibungslos. Trotzdem wäre es beinah zu einem vorzeitigem Ende gekommen. Aber dazu später mehr.
Die Zugfahrt dauerte, der Strecke bis nach Nettersheim geschuldet, entsprechend lang. Zu meinem Zeitvertreib nahm ich mir das neue Buch von Jan Weiler, „Kühn hat zu tun“ mit. Meine Frau verzichtete auf Lektüre und setzte auf akustische Berieselung. Rückblickend wäre das auch für mich klüger gewesen, oder zumindest die Mitnahme dämmender Ohrstöpsel. Es gibt nämlich leider Eltern, für die die gesamte Umgebung ein Kleinkindabteil ist. Rücksichtnahme oder Erziehung sind Fremdwörter, von denen man bewusst nie etwas wissen will.
Die frische Eifelluft bei der Ankunft in Nettersheim sog ich daher mit einem befreienden Seufzer ein. Wir folgten der Gruppe mit Kind und Kegel, die leider auch mit uns ausgestiegen war, allerdings nicht auf dem Igel-Pfad. Den eigentlichen Start des Römerkanal-Wanderwegs verschob ich kurzerhand zum Bahnhof, da ich es für idiotisch hielt, vom Bahnhof zum Naturzentrum Eifel in Nettersheim zu laufen, dort zu beginnen und die gleiche Strecke wieder zum Bahnhof zurück zu laufen. Ein paar hundert Meter weniger fallen meiner Meinung nach nicht ins Gewicht. Und Ausstellungen so wie Texttafeln entlang der Route sind für mich ehedem etwas mit Nerv-Faktor. Ich will wandern, lesen kann ich im Zug oder zu Hause.
Den ersten Unterschied zum Rheinsteig von letzter Woche merkten wir gleich am Anfang. In der Eifel ist man sparsam mit der Beschilderung. Daher stiegen wir an der Abzweigung Klosterstraße / Rosentahlstraße einen schmal Pfad nach oben in ein Waldstück — gut zu erkennen auf der aufgezeichneten Tour. Weiter oben stand ein kaputter Stuhl, der zwar ein passables Motiv abgab, aber weiter ging es dort nicht mehr. Den rutschigen Pfad hinab zu steigen war dann anspruchsvoller als hinauf. Aber wir hatten noch keine Ahnung von dem, was folgen sollte.
Laut „Erlebnisprofil“ war die Quellfassung „Grüner Pütz“ das erste Highlight auf der Strecke. Für meine Frau stand kurz vorher eine ganz andere Profilerfahrung auf dem Plan. Vor dem Pütz lag eine Hütte am Wegrand. Laut Streckführung mussten wir an ihr vorbei. Unglücklicherweise war es abschüssig matschig, wie auch häufiger auf der Strecke. Als Vorangehender kam ich bereits ins Stolpern, fing mich aber noch. Meiner Frau wollte ich noch eine Warnung zurufen und drehte mich um. Nur um zu sehen, wie sie richtig ausrutschte und stürzte. Sie fiel ausgerechnet auf die linke, lädierte Schulter. Das war allerdings weniger schlimm als das Knie auf der selben Seite, welches sie sich aufschlug. Der ganze Matsch auf Jacke und Hose wirkte da nebensächlich.
Ich schaffte es, ihr aufzuhelfen und mit ihr zur Hütte zu humpeln. Dort sahen wird uns dann den Schaden an. Die Hose hatte um das Knie herum einen Riss, da drunter lag eine dreieckige blutende Wunde. Die Stelle hatten den Stein gut getroffen. Zum Glück schleppen wir immer eine Erste-Hilfe Tasche mit uns herum, so dass wir die Wunde fachgerecht versorgen konnte. Noch besser war es dann auch, dass meine Frau noch über eine wirksame Tetanus.Impfung verfügt. Wäre ich gestürzt, hätte die gleiche Wunde noch ein unschönes Nachspiel haben können.
Im Kriegsrat entschieden wir, entweder die Wanderung abzubrechen oder weiter zu laufen. Umkehren kam für meine Frau nicht infrage, so dass es weiter voran ging. Frauen sind halt härter im nehmen als wir Männer. ganz oben auf die Einkaufsliste für künftige Wanderungen schafften es nach der Erfahrung mit dem Sturz jedoch Wanderstöcke, die ich bereits beim Rheinsteig in der letzten Woche vermisste. Da aber mehr aus Komfort und weniger zur Erhöhung der Sicherheit.
Die weitere Strecke verlief ohne weitere Zwischenfälle, aber mit der für den Römerkanal-Wanderweg wo üblichen Sucherei nach Beschilderungen zum Streckenverlauf. Ganze ehrlich, ohne GPS-Material kann man diese Route eigentlich keinem empfehlen.
Von der ehemaligen Wasserbug Dalbenden sahen wir leider recht wenig, da das Gebäude sich im Privatbesitz befindet. Auf die Reste der Stolzenburg am Rande der regulären Strecke verzichteten wir später, da die Auswirkungen vom Aufstieg noch nachwirkten. Außerdem sahen ein paar Mauerreste nicht so verlockend aus, als das wir dafür einen kleinen Umweg in Kauf genommen hätten.
Bis Keldenich folgten wir der offiziellen Streckenführung, entschieden uns dann aber, den direkten Weg runter nach Kall zu nehmen. Wir wollten in Bahnhofsnähe im Anschluss an die Wanderung unseren Samstagseinkauf erledigen, um dann ohne Zeitdruck wieder nach Köln zu fahren. Wären wir bis Dottel gelaufen, hätten wir entweder ein ganzes Stück zurück gehen müssen nach Kall oder aber wir wären am Bahnhof in Scheven in den Zug nach Köln gefahren — um dann zu Hause noch einkaufen zu müssen.
Die Bilanz am Ende des Tages sah besser als befürchtet.Mit 16,5 Kilometer hatten wir uns nicht zu viel zugemutet, der Sturz scheint keine weiteren Folgen gehabt zu haben und daheim gab es Spaghetti-Bolognese mit Zitronen-Petersilie — und natürlich dem Belohnungs-Rotwein.
Nachtrag: Bei der Fertigstellung dieses Beitrags stieß ich auf ein mir unerklärliches Phänomen. Wenn ich die Bilder direkt ohne weitere Bearbeitung mit WordPress hochlade und einbinde, sind sie extrem matschig. Lade ich sie dagegen erst bei flickr hoch, ziehe mir von dort aus dann einen Download des Bildes mit der Größe 640 x 480 und lade das Bild dann im Blog hoch, ist es erheblich schärfer. Würde wirklich gerne wissen, warum und was ich falsch mache.