Bevor man mich mit irgendwelchen herumliegenden Bahnschwellen erschlägt sollte ich erstmal etwas klarstellen. Ja, die Lehrer streiken. Und nein, deren Streikhintergrund ist ein anderer als bei der GDL. Die GEW ist darüber hinaus allein schon von der Anzahl der in ihr organisierten Mitglieder eine andere Größe als die GDL. Zur Gewerkschaft der Lokführer hat in der Süddeutsche Zeitung von heute Nikolaus Piper unter dem Titel „Klein, aber fein“ ein wie ich finde klugen Kommentar geschrieben. Darin heisst es:
Das Streikrecht ist, historisch gesehen, ein hart erkämpftes Schutzrecht der Arbeitnehmer, das durch deren strukturelle Schwäche gegenüber den Arbeitgebern gut begründet wird. Versuchen jedoch einzelne Berufsgruppen, sich Privilegien zu erstreiken, dann wird aus dem Ausstand Erpressung – nicht im strafrechtlichen, wohl aber im politischen und ökonomischen Sinne.
Quelle: SZ, 05.03.2015
Aber ich wollte gar nicht wieder auf dem Thema GDL herumreiten. Zurück als zum Streik der Lehrer. Wie auch beim Thema Bahn bin ich als Angehöriger von einer betroffenen Person nah dran am Thema. Zudem kenne ich das Berufsfeld Schule aus eigener Erfahrung im Studium. Das Gehalt ist seit sehr langer Zeit schon ein Bereich, in dem die größten Ungleichheiten billigend in Kauf genommen werden. Das zieht sich von unterschiedlicher Bezahlung in Abhängigkeit der Schulstufe (kleine Kinder, kleines Geld…) bis hin zur Teilung des Kollegiums in verbeamte Lehrer und solche, die lediglich angestellt sind.
Über das Berufsbeamtentum kann kann man generell diskutieren, sollte aber dabei immer im Hinterkopf haben, dass Notengebung im Prinzip eine hoheitliche Aufgabe ist. Sie entscheidet deutlich über den späteren Lebensweg eines Menschen.
Derzeit ist es in den Schulen so, dass angestellte Lehrer finanziell schlechter gestellt sind als verbeamteter Lehrer. Hochgerechnet auf die Lebensarbeitszeit macht das gut und gerne den Wert einer Eigentumswohnung oder eigenen Hauses aus — über den Vorteil, den man als unkündbarer Beamter an sich genießt, schweigen wir an dieser Stelle.
Auf den Punkt gebracht bedeutet dies, dass zwei verschiedene Personen in der Schule für die selbe Tätigkeit unterschiedlich bezahlt werden. Aus meiner Sicht ist der Streik der angestellten Lehrer daher durchaus berechtigt.
Mit den Vorurteilen, die über Lehrer kursieren, sollte auch mal aufgeräumt werden. Besonders das Thema „viel Freizeit“ halte ich nach wie vor für ein Gerücht. Meine Frau hat immer noch eine 7-Tage-Woche. Als Diplom-Informatikerin hätte sie, unabhängig ob verbeamtet oder nicht, außerhalb der Schule sicherlich mehr verdient, nein bekommen. Den Lehrer verdienen eigentlich mehr als sie bekommen.