Dem handelsüblichen Zeitungsleser ist bekannt, dass gerne größere und kleinere Flächen in seiner Tageszeitung mit Agenturmeldungen gefüllt werden. Gut zu erkennen sind solche an Kürzel wie dpa oder afp. Abgesehen davon, dass sehr viele Zeitungen darauf zurück greifen und das Unverwechselbarer eines Blattes dabei auf der Strecke bleibt, wenn die Rest-Redaktion es übertreibt mit den Fremdmeldungen, gibt es noch einen anderen Haken. Wird eine Meldung 1:1 übernommen, bleiben auch Fehler und oberflächliche Recherche erhalten. Das Problem dabei ist, dass diese Nachlässigkeit nicht auf die Agentur, von welcher der Text ursprünglich stammte, zurück fällt, sondern der Zeitung, welche den Text verwendet hat angelastet wird.
Daher muss sich der Kölner Stadt-Anzeiger den Schuh wohl anziehen — was gut passt, denn im Artikel „Flacher Schuh, hoher Anspruch“ im KSTA von heute geht es um das Thema Schuhe. Genauer gesagt um den neuen Trend auf Laufstegen, statt Dinger mit Absätzen modische flache Schuhe zu tragen. An dem Artikel ärgert mich so einiges. Es gibt meiner Meinung nach keinen Schuhtrend, zumindest aus medizinischer Sicht nicht, sondern nur richtige und falsche Schuhe. Was man seinen Füßen antut, sollte keine Frage von Mode sein, sondern aus einer vernünftigen Entscheidung heraus erfolgen. Rumgesprochen hat sich dies leider noch nicht. Der ungenannte Autor der dpa-Meldung versteigt sich daher, folgendes von sich zu geben:
Wer also kräftige Waden hat, sollte sich genau überlegen, ob und in welcher Form er diesen neuen Schuhtrend mitmacht. […] Dieser Trend steht besonders schlanken, jungen Frauen.
Wer übergewichtig ist, sollte, so wird es dargestellt, besser Schuhe mit Absatz tragen — genau das ist absoluter Unfug, wo einem jeder Orthopäde bestätigen kann. Ein höheres Körpergewicht erhöht die Qualen, die Schuhe Absätzen bereiten. Je höher die Absätze sind, desto mehr Gewalt tut man seinen Füßen an. Wenn dazu noch die Schuhform eng und spitz ist statt der natürlichen Form des Fußes zu entsprechen, deformiert sich der Fuß, die Zehen verkrüppeln.
Der Fuß eines Menschen ist von Natur aus so konstruiert, dass er sich damit vollständig auftritt. Man kann das sehr gut simulieren, wenn man folgendes zu Hause ausprobiert. Fünf Minuten ausschließlich auf Zehenspitzen laufen, anschließend der Vergleich mit der kompletten Fußsohle. Wenn bei Absätzen das gesamte Körpergewicht ausschließlich auf den Zehenspitzen verlagert wird, bleiben Folgeschäden nicht aus. Dazu gehört auch die Verkürzung der Achillessehnen — regelmäßige Trägerinnen von Schuhen mit hohen Absätzen können dann gar nicht mehr Schuhe ohne Absätze tragen oder gar barfuß laufen.
Der Spruch „Wer schön sein will, muss leiden“ gehört mit zu dem dümmsten, die es gibt. Aber es soll durchaus Menschen geben, die für ein falsche Ideal bereit sind, ihren Füßen oder andere Teile des Körpers zu verkrüppeln. Von einem Journalisten indes darf man zumindest eine etwas reflektierte Berichterstattung erwarten.
2 Kommentare
Ach, über den KStA reg ich mich schon gar nicht mehr auf… und belasse es bei einem mitleidigen Lächeln. ;-)
Bei mir ist es eigentlich auch eher ein Lächeln — darüber, ein Thema für mein Blog gefunden zu haben ;-)