Mein Großmutter verendete früher öfter den Spruch „Das Geld liegt nicht auf der Straße.“ Abgesehen von den wenigen seltenen Momenten, wo das dennoch zutrifft, muss man sich den Rest mühsam erarbeiten. Erarbeiten ist auch für Autoren das passende Stichwort. Ein Plot findet sich nicht einfach auf der Straße, genauso wenig wie das Geld.
Wobei, der Vergleich hinkt etwas. Ideen findet man an den seltsamsten Orten und sie kommen in manchmal wirklich komischen, wenn nicht sogar bizarren Momenten — die weitere Ausgestaltung was damit gemeint ist, bleibt der eigenen Vorstellungskraft überlassen. Das Problem an einer Idee ist, dass sie noch keinen Plot ergibt. Die Idee ist nur der mögliche Keim einer Geschichte.
Um diesen Keim soll es aber nur am Rande gehen. Im Vordergrund steht die Ausarbeitung der Idee zu einem Plot. Ausarbeitung, das klingt ein Stück weit nach Arbeit und genau das ist es auch. Arbeit wiederum erfordert Zeit. Wie gesagt, nichts liegt einfach so auf der Straße. Gerade vor dem NaNoWriMo stellt sich für einige, die schreiben wollen, die Frage, ob sie genügend Zeit dafür haben. Und nicht selten scheitert ihr Vorhaben bereits im Vorfeld daran, dass ihnen vermeintlich die Zeit fehlt, überhaupt etwas vorzubereiten, was dann währende des NaNoWriMo zu einer Geschichte ausgearbeitet werden kann.
Wir alle kennen das aus dem Alltag. „Dafür habe ich (gerade) keine Zeit!“ ist ein Satz, den wir nicht nur häufig hören, sondern auch selber verwenden.Dabei ärgert es uns, für etwas, was wir eigentlich wollen (wie das Schreiben) keine Zeit zu haben. Aber ist das wirklich so?
Selbstverständlich hat ein Tag nur 24 Stunden. Ebenfalls können wir uns nicht einfach aufteilen. Zudem gibt es bestimmte Tätigkeiten, die wir einfach erledigen müssen. Zumindest meinen wir das. Wenn man eine Woche vor sich ausbreiten, dann steckt in ihr viel Optimierungspotential. Um sich ein Bild davon zu machen, wo möglicherweise Zeit einfach verschwendet wird, hilft es, ein Zeittagebuch zu führen. Das geht recht einfach mit jedem handelsüblichen Kalender, der eine Ansicht (oder Blatt) für jeden Tag hat, am besten mit Stundeneinteilung.
In diesem Kalender hält man für eine Woche, besser noch für mindestens 14 Tage seinen gesamten Tagesablauf fest. Nicht nur Termine, sondern wirklich alles. Wie lange man für das Essen benötigt, wie umfangreich man Zeitung liest, wann man was im Fernsehen anschaut und so weiter. Schon allein beim aufschreiben fangen viele an zu grübeln. Bestimmte Tätigkeiten sind vielleicht ganz nett, aber sie fressen auch unseren Zeitvorrat auf.
Wer selber ein Buch schreiben will, sollte selbstverständlich auch aktiver Leser sein. Nur am Umfang dessen, was man liesst, muss schrauben. Und zwar nach unten. Für mich selber ist das zum Beispiel einer der Möglichkeiten, Zeit zum schreiben zu gewinnen. Berufsbedingt verbringe ich an vier Tagen die Woche jeweils zwei Stunden in der Bahn. Normalerweise verbringe ich diese Zeit mit lesen. Vier mal zwei, sind acht Stunden. Das wären dann schon mal acht Stunden, die ich an meinem Roman arbeiten könnte. Das muss nicht für das ganze Jahr gelten, aber gut sechs Wochen vor dem NaNoWriMo wäre das schon hilfreich.
Fernsehen, der Zeitkiller Nummer eins. Auch da muss man sich entscheiden. Von nichts kommt nichts — auch wieder so ein Spruch meiner Großmutter. Ich denke, wenn man sich sein Zeittagebuch ansieht, wird man viele weitere Beispiele für sich finden.
Und wenn es alles Verpflichtungen sind, die man aufgeschrieben hat? Fesseln, von denen man sich nicht lösen kann? In diesem Fall ist schreiben das geringste aller Probleme, denn man hat noch ganz andere und sollte sich, insbesondere zum Erhalt der eigenen Gesundheit, Freiräume dringend erkämpfen.
2 Kommentare
Da ich mich gerade wieder an genau dem Punkt befinde, an dem die Idee zum Plot werden muss, kann ich eigene Erfahrungen zum Besten geben. Wie ich finde, ist genau das der anstrengendste Arbeitsschritt beim fiktionalen Schreiben, Und darum schiebe ich ihn mit diversen Ausreden auch mal gerne vor mir her. Man kann sein Zeitmanagement also auch daraufhin mal prüfen…
Definitiv. In der Zeit, die ich benötigt habe um das 4-Satz-Exposé zu schreiben, hätte ich locker 2.000 Wörter geschafft. Und beim Stufendiagramm schwitze ich derzeit auch ziemlich.