Vor Beginn der games.com im August in Köln hatte ich schon mal darüber nachgedacht, ob die Einrichtung eines Seniorentages oder zumindest Nachmittags auf der Spielemesse nicht sinnvoll sein könnte. Und dann schrieb auch noch der Fokus über eines meiner Lieblingsthemen.
Senioren in der Spielewelt ist, vereinfacht gesagt, ein Thema, bei dem es nur so von Missverständnissen wimmelt. Zunächst einmal muss man eindeutig (was der Fokus in seinem Artikel allerdings gemacht) darauf hinweisen, um welche Sorte Spiele es überhaupt geht. Wer mal einem Rentner-Trio in der Kneipe beim Skat kloppen zugesehen hat, weiss, was gemeint ist. Gespielt wird generell in jeder Altersgruppe und das schon seit sehr langer Zeit.
Interessant ist daher vor allem die Frage, wie es im Bereich der Computerspiele aussieht. Thema also wäre Senioren und Computerspiele. Selbst das aber ist noch deutlich zu undifferenziert. Vereinfacht lässt sich festhalten, dass spätestens Ende der 70er Jahre Videospielkonsolen Einzug erhielten in private Haushalte. Später folgte dann der Siegeszug des Heimcomputers, des PC und so weiter. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet sind das über 40 Jahre Computerspiel-Geschichte. Wer damals 20 Jahre alt war, dieser Form des Spielens zugeneigt, ist mittlerweile über 60 Jahre alt. Also auch ein Senior.
Entscheidend ist hier, ob das Interesse an Computerspielen in den Lebensjahren nachgelassen hat oder nicht. Zusätzlich gibt es noch Senioren, die erst wesentlich später auf Computerspiele gestoßen sind. Als dritte Gruppe schließlich noch diejenigen, die keinerlei Affinitäten zu Computerspielen – möglicherweise zu Spielen überhaupt haben.
In der ersten Gruppe muss niemand abgeholt werden. Die Personen in dieser Gruppe benötigen keine besonderen Senioren-Spiele. Die dritte Gruppe auf der anderen Seite wird man nicht erreichen, vor allem nicht, wenn eine grundsätzliche Bereitschaft fehlt, sich auf Computerspiele einzulassen. Bei Personen der zweiten Gruppe kommt es ganz auf die Art und Weise des Spiels an. Auf Thematik, Präsentation, Schwierigkeitsgrad und wie intuitive die Steuerung ist.
Pauschal kann man, was aber altersübergreifend gilt, feststellen, dass sich die sogenannten Casual Games und Umsetzung von Brettspielen zunehmender Beliebtheit erfreuen. Daneben gibt es noch Spiele für Hardcoregamer. Persönlich vertrete ich die Meinung, dass es sich dabei nicht unbedingt um Spieler von Ego-Shotern handelt, nur weil diese ein schnelles Reaktionsvermögen erfordern. Harcoregamern, so meine Ansicht, sind Menschen, die es schaffen, sich intensive auf ein Spiel einzulassen. Das sind dann Spiele mit einer entsprechenden Spieldauer von 50 Stunden oder mehr. Oder zeitintensive Massive Multiplayer Online Rollenspiele. Shooter lassen sich meistens gepflegt deutlich kürzer spielen, abends ein Match nach Feierabend ist durchaus möglich, zumindest wenn man keine besonders hohen Ansprüche an die eigene Trefferquote hat.
Aber ich schweife etwas ab. Die Spielebranche muss sich, davon bin ich überzeugt, in den nächsten Jahren keine Existenzsorgen machen. Jedenfalls nicht in ihrer Gesamtheit. Wohl aber gilt es zu überlegen, wie die Chance Millionen teuere „Blockbuster“ künftig im Verhältnis zu originellen Low-Buget Spielen aussehen. Ziehen wir dazu mein eigenes Spielverhalten heran. Mittlerweile kann ich über zwei Jahrzehnten zurück blicken. Angefangen mit Heimcomputer über Konsolen bin ich schließlich beim Tablet-Computer (und teilweise Smartphones) als Mittel der Wahl, wenn es um Spiele geht, gelandet. Nicht weil es so ein Seniorending ist, sondern weil die Verfügbarkeit eine ganz andere ist. Man kann sein Lieblingsspiel überall mit hin nehmen. Für mich ist das allerdings nicht ausschlaggebend, sondern eine gewisse Müdigkeit in Bezug auf die aktuellen Spieltitel für Konsolen. Originalität sehe ich dort nicht. Die neue Konsolengeneration wird einen Leistungssprung ergeben in Bezug auf die Hardware. Auf die kommt es aber nicht an. Damals auf dem C64, darauf verweise ich in diesem Zusammenhang gerne, gab es deutlich mehr Titel die das Label innovative verdienten. Der tausendste Shooter ist, egal welche Geschichte damit erzählt wird, aus Sicht des Spielmechanismus alles andere als originell.
Genau an dieser Stelle möchte ich abgeholt werden, wenn es um Spiele geht. Als Mensch über 40 habe ich bereits einiges gesehen und möchte daher überrascht werden. Bombastische Grafik sorgt zwar noch immer bei mir für ein Wow!-Erlebnis, aber der Eindruck hält nicht lange und trägt auch nicht das Spiel über fehlende Originalität hinweg. Anders gesagt und da schließe ich gerne von mir auf andere, Senioren spielen nicht anders, sondern bewusster. Das Gerede von Hemmschwellen ist ebenso unangemessen wie die Behauptung, man ließe sich von jüngeren erklären, wie denn ein bestimmtes neues Spiel gespielt oder der Kontroler gehalten wird. Freuen würde mich ein Bericht über den ersten Counterstrike-Clan in einem Seniorenstift. Gibt es eventuell noch nicht, kommt aber garantiert – irgendwann.