„[…]ihr wißt doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.“ Gerhard Schröder
Hartnäckig hält sich die landläufige Meinung, Lehrer würden nur halbtags arbeiten, hätten eine Menge Urlaub und verdienen überhaupt deutlich zu viel. Garantiert finden sich alsbald solche Behauptungen wieder in den Leserbriefen der Zeitungen. Anlass dafür ist die aktuelle Berichterstattung über die Erstattung von Reisekosten bei Klassenfahrten für Lehrer.
Hervorragend befeuert wird das auch durch entsprechende Schlagzeilen wie die im Kölner Stadt-Anzeiger.
Lehrer in Geldsorgen
Hintergrund des Artikels ist eine Urteil des Oberverwaltungsgericht Münster aus dem letzten Jahr, nach dem Lehrern die Kosten für Klassenfahrten erstattet werden müssen. Bei gleich bleibenden Budget für Klassenfahrten bedeutet dies an den einzelnen Schulen letztendlich, auf einige Fahrten zu verzichten.
Für Eltern und Schüler ist der Buhmann schnell ausgemacht. Geldgierige Lehrer, die sich auch noch im Rahmen von Vergnügungsreisen bereichern wollen. Die Wirklichkeit sieht allerdings ganz anders aus. Klassenfahrten sind für die mitreisenden Lehrer hartes Brot. Allein schon auf Grund der bestehenden Aufsichtspflicht stehen sie rund um die Uhr in der Verantwortung für die Schüler. Es bedarf wenig Phantasie um sich auszumalen, was bei Klassenfahrt, insbesondere mit pubertierenden Jugendliche alles passieren kann.
Im Zweifelsfalls sind immer die Lehrer schuld und werden von den entrüsteten Eltern vor Gericht geschleppt. Allein schon das wäre ein Grund, als Lehrer einen großen Bogen um Klassenfahrten zu machen. Ein Klassenfahrt ist daher mindestens so zu betrachten wie Dienstreisen anderer Arbeitnehmer. Und das die vom Arbeitgeber bezahlt werden, darüber beschwert sich keiner.
Im Übrigen vergehen schon mal ein paar Monate, bis die Kosten für eine Klassenfahrt tatsächlich erstattet werden.
Über das Thema Klassenfahrten hinaus wurde im KSTA noch weiter gefeuert.
Strategie mit Lehrerstreiks
Ein weiterer Artikel. Beim oberflächlichen lesen bleibt lediglich hängen, dass dort überzogenen Lohnerhöhungen von 6,5 Prozent im Raum stehen und Lehrer streiken wollen. Nur wer den entsprechenden Artikel zu Ende liest, entdeckt, worum es wirklich geht. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es zwei Klassen von Lehrern. Die verbeamteten und solche, die lediglich angestellt sind. Das macht im Durchschnitt pro Monate einen Unterschied von 500 bis 1000 Euro aus – für die gleiche Arbeit und die gleiche Verantwortung.
Dankenswerterweise macht der Kölner Stadt-Anzeiger diesen Missstand noch mal im Artikel „Chef verdient weniger als eine neue Kollegin“ deutlich.
Selbst das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. An vielen Kölner Schulen fehlt es an allen Ecken und Ende an Geld. Wie das konkret aussieht, weiss ich als betroffener Angehöriger. Da greifen Lehrer schon mal nach Unterricht zu Pinsel und Farbe, um einen Fachraum zu renovieren. Bezahlt von eigenem Geld.
Für die Durchführung des Unterrichts sind Lehrer auf Arbeitsmaterial angewiesen, welches sie den Schülern zur Verfügung stellen. Arbeitsblätter gehören beispielsweise dazu. Die müssen kopiert werden. Das zu Verfügung stehende Kontingent reicht in den seltensten Fällen aus. Daher wird häufig ein Klassensatz an Arbeitsblättern zu Hause ausgedruckt – wieder auf eigene Kosten. Die Druckerpatronen werden aus dem Nettolohn selber bezahlt.
Ein anderes Beispiel. Man schaue sich den Informatikraum einer Schule an und urteile selber, in welchem Zustand die Computer sind. Die Geräte sind zum Teil älter als die Schüler, die damit arbeiten sollen. An allen Ecken und Enden fehlt es an Geld.
Wenn Klassenfahrten in diesem Jahr aus Geldmangel gestrichen werden, liegt dies nicht an den Lehrern. Sondern daran, wie wenig unserer Gesellschaft die Bildung unserer Schüler wert ist.