Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Über meine ausgesprochen positiven Erfahrungen mit epubli hatte ich bereits im Dezember geschrieben. Auch um einen Vergleich zu haben, hatte ich zu dem Zeitpunkt mein Buch noch bei Lulu eingestellt.

Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, war das ein großer Fehler und ich persönlich kann jedem nur davon abraten, Lulu zu nutzen. Wer sein Buch selber publizieren will, sollte auf deutsche Anbieter wie epubli oder andere zugreifen (eine kleine Orientierung bietet mein Dezember-Artikel). Warum ich das schreibe, hängt nicht mal mit den höheren Versandkosten oder der Druckqualität zusammen, sondern mit der anderen Rechtslage in Amerika. Aber der Reihe nach.

Ich hatte für meinen Roman bei Lulu ein Projekt angelegt, das PDF hochgeladen und das ganze dann öffentlich freigegeben. Auf Grund einer Sonderaktion Anfang Januar hatte ich vor, mein Buch noch mal selber zu kaufen – Gelegenheiten zum verschenken gibt es immer. Wie in einem Shop üblich, legte ich es in den Warenkorb und ging damit zur Kasse. Beim Anblick der Versandkosten löschte ich dann aber meine Bestellung wieder. Ein paar Wochen später schaute ich noch mal bei Lulu vorbei. Tatsächlich gekauft hatte bis dahin niemand das Buch. Da ich auch den Text von gravierenden Schreibfehlern befreien wollte, hatte ich vor, das Projekt samt Datei zu löschen.

Als Urheber, so dachte ich mir, sollte ich sämtliche Rechte an meinen Texten besitzen. Dem ist aber bei Lulu nicht so. Sobald sich ein Artikel auch nur einmal im Warenkorb befand, kann man weder das Projekt noch die Datei löschen oder ändern. Lediglich ‚zurückstellen‘ lässt sich das Projekt, so dass angeblich nicht mehr von Dritten darauf zugegriffen werden kann. Meine Datei behält Lulu auf seinem Server. Eine Anfrage bei Lulu verlief im Sande:

Vielen Dank für Ihre Email.
Wenn man eine Ware in den Warenkorb stellt, begründet das eine Abwicklung. Gemäß dem amerikanischen Gesetzt müssen wir solche Abwicklungen registrieren. Daher können wir Ihr Werk nicht löschen sondern nur zurückstellen. Seien Sie aber versichert, dass niemand auf Ihr Werk zugreifen kann.
Mit freundlichen Grüßen,
David L.
Lulu Enterprises, Inc

Mein Hinweis, dass dies ein Verstoß gegen das Urheberrecht sei, dass sich laut internationale Verträge immer an die Staatsbürgerschaft des Autors geknüpft ist (zumindest hab ich das so gelesen), brachte auch keinen Erfolg. Lulu weigert sich, meine Datei zu löschen. Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich bescheiden. Das gilt auch für die letzte E-Mail von Lulu, in der mir mitgeteilt wurde, dass die Sache aus ihrer Sicht jetzt erledigt sei:

Wir möchten noch einmal die Tatsache betonen, dass niemand auf Ihr zurückgestelltes Werk zugreifen kann. Das gilt für die Kunden von Lulu und auch für die Angestellten von Lulu. Nur im Falle einer Vorladung würde man auf Ihr zurückgestelltes Werk zugreifen können.

Da wir in Bezug auf diese Angelegenheit miteinander nicht übereinstimmen, werde ich diesen Fall jetzt schließen.

Es hat wohl keinen Sinn mehr, in der Sache noch weiter was zu unternehmen. Für mich ist aber klar, wo ich künftig meine Texte drucken lassen (zumindest bis ich einen richtigen Verlag gefunden habe) und wo nicht. Es mag durchaus sein, dass andere positive Erfahrungen mit dem Service von Lulu gemacht haben, das würde ich nicht mal bestreiten. Die Missachtung von Urheberrechten (so sehe ich das) ist aber an absolutes ’no go‘ für mich.

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