Oft stellt sich die Frage, welchen Preis eine Gesellschaft bereit ist zu zahlen für eine vermeintliche Freiheit. Der Preis, der in Deutschland täglich für das Rauchen bezahlt wird ist hoch, sehr hoch. Es ist auch kaum ein Zeichen der Toleranz, wenn pro Tag in Deutschland 380 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben dürfen.
380 Menschenleben pro Tag – das sind fast 17 Transrapidzüge, die verunglücken. Ohne jetzt den Angehörigen der Toten in Lathen zu verletzen: Über die Menschen, die täglich durch Zigarettenqualm in Deutschland sterben, steht nichts in der Zeitung. Warum auch, denn diese Gesellschaft scheint sich daran gewöhnt zu haben.
Der CDU-Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz formulierte es sehr treffend:
Würden so viele täglich bei Flugzeugabstürzen sterben, hätten wir den Flugverkehr längst eingestellt.
Rauchen kann genauso wenig sicher sein wie Krieg. Auch der fordert seinen Blutzoll. Das Raucher sich im Krieg gegen ihre Mitmenschen befinden, lässt sich zum Beispiel in Gaststätten oder Bahnhöfen erleben.
Immer wieder überrascht dabei, das gerade Raucher Toleranz einfordern. Toleranz, die sie zumindest laut den Alltagserfahrungen von Nichtrauchern, selber nicht aufbringen. Sicher, es mag durchaus rücksichtsvolle Raucher geben, die ihre Sucht zumindest soweit unter Kontrolle haben, dass sie ihre nichtrauchenden Mitmenschen nicht ebenfalls vergiften.
Oft genug aber wird selbst in Nichtraucherbereichen die Zigarette angesteckt. Wenn denn dann jemand ruhig und höfflich darauf aufmerksam macht, dass der Raucher doch bitte in den Raucherbereich gehen soll, dann reagieren die Angesprochenen meist sehr aggressiv und fühlen sich und ihre Freiheit bedroht.
Mich lässt das zunehmend ratlos werden. Wie soll ich als Nichtraucher den reagieren? Soll ich es hinnehmen, wenn im Nichtraucherbereich geraucht wird? Darf ich Raucher überhaupt noch ansprechen? Wie kann der Staat eingreifen, um mein Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit zu schützen?
Antworten darauf habe ich leider keine. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass sich mittlerweile 54 Prozent der deutschen Bevölkerung für ein Rauchverbot in Gaststätten ausspricht. In einer funktionierenden Demokratie wäre das eine Mehrheit.
Die große Koalition dagegen lässt sich ihre Pläne zum Schutz der Nichtraucher von der Zigarettenindustrie machen – das diese gegen ein generelles Werbeverbot ist, versteht sich. Schließlich müssen für die Toten Raucher entsprechend neue abhängige Kunden gewonnen werden
3 Kommentare
wahrscheinlich bräuchte es nicht mal ein komplettes verbot – die bestehenden müssten nur mal eingehalten werden. aber diesen lustigen kreis mit einem strich von schräg oben nach schräg unten und einer zigarette versteht einfach keine sau mehr…
hmmm, demnächst wird das Symbol der brennenden Zigarette einfach für ‚verfassungsfeindlich‘ erklärt ;)
JBJ
Ein interessanter Artikel zur angeblichen Nichtkompetenz des Bundes beim Nichtraucherschutz gibt es hier:
http://www.readers-edition.de/2006/12/10/rauchverbot-zustaendigkeitsluegen-und-ausfluechte-eine-analyse/#3243
Demnach beweist das verlinkte Bundestagsgutachten das Gegenteil dessen, was die Politiker der Öffentlichkeit vorspielen.