Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Auch wenn ich bereits seit zwei Jahren in Köln wohne, kenne ich noch längst nicht alle Ecken, geschweige denn Straßen und Weg. Unterwegs mit der Bahn ist das selten ein Problem.

Anders sieht es jedoch aus, wenn ich mich aufs Fahrrad schwinge. Was bei Touren ohne festes Ziel vielleicht gerade noch geht, wird schwierig, wenn man einen ganz bestimmten Ort erreichen möchte. An die Stelle der klassischen Navigation mittels Karte ist bei mir längst die Orientierung mittels Smartphone getreten. Das klappt recht gut, die meisten Applikationen führen einen auch zuverlässig ans Ziel.

Unterwegs im Straßenverkehr gib es jedoch ein entscheidendes Problem damit. Ohne Halterung am Fahrrad kann ich nicht dauernd auf das iPhone schauen, um den Streckenverlauf mit meiner tatsächlichen Fahrstrecke abzugleichen. Vor ein paar Wochen sah ich mir verschiedene Möglichkeiten an, das iPhone am Fahrrad zu befestigen. Letztendlich entschied ich allerdings gegen diese Option. Ausschlaggebend waren dafür verschiedene Aspekte. Viele der günstigeren Modelle waren schlecht verarbeitet, so dass mir die Lust verging, ihnen mein iPhone anzuvertrauen. Bei den Erschütterungen am Lenker kann das Gehäuse mit Inhalt schon mal auf dem Asphalt landen. Bei den besseren Modellen mit einer ordentlichen Befestigung scheitert es bei mir an den Fahrrädern selber. Oft bin ich nicht mit dem eigenen Rad, sondern mit einem Call-a-Bike unterwegs. Eine festmontierte Halterung bringt da wenig. Absolutes K.O.-Kriterium für mich ist jedoch ein ganz anderer Punkt. Am sinnvollsten ist die Navigation dann, wenn die ganze Zeit das Display an ist. Das jedoch verbraucht gehörig Strom, so dass man längere Ausflüge selbst mit voll geladenem Akku vergessen kann.

Vergangene Samstag habe ich mich mehr oder weniger spontan dafür entschieden, eine etwas andere Art der Navigation zu probieren. Meine derzeitige Lieblingsapplikation zur Routenplanung und Navigation ist derzeit komoot. Mit ihr lassen sich nicht nur am iPhone Route planen, sondern auch bequem über eine Weboberfläche. Von allen Routenplanungslösungen, die ich bisher ausprobiert habe, überzeugt mich komoot fast vollständig. Man muss eine geplante Toru nicht umständlich auf sein Smartphone laden oder umgekehrt die gefahrene Strecke hochladen, sondern hat einen direkte Synchronisierung der Daten übers Internet. Dabei kann die Navigation selber später auch ganz ohne Datentransfer im Offlinemodus erfolgen.

Bereits letzte Woche konnte man am Betatest zu einer neuen Funktion der Software teilnehmen: Sprachnavigation (seit heute ist sie fester Bestandteil der App). Eine freundliche Stimme gibt einem Anweisungen, wann und wo man abbiegen und entlangfahren muss. Für Samstag hatte ich mir eine unbekannte Route vorgenommen, die ich mit dem Fahrrad fahren wollte. Zunächst beabsichtigte ich, mit dem iPhone in der Hosentasche und In Ear Kopfhörer zu fahren. Man kann sich gut vorstellen, welche hässlichen Unfälle sich mit dem Kopfhörerkabel zustande bringen lassen. Vernünftigerweise führt mich mein Weg vor dem Tourbeginn zu einem Elektronikgroßmarkt, in dem ich mich für den bevorstehenden Test aufrüstete.

Um eine Sprachnavigation ohne Kabel im Ohr zu haben, erstand ich ein Bluetooth-Headset von Plantronics, genauer gesagt das M50. Das ist nicht unwichtig, da es ein Bluetooth-Headset sein musste, welches neben Telfongesprächen auch alle andern Audiosignale vom iPhone empfangen und ausgeben sollte. Da ich dann schon einmal dabei war, Geld auszugeben, entschied ich mich noch für ein Belkin DualFit Sportsarmband. Damit lässt sich das Smartphone am Oberarm tragen, um die Möglichkeit zu haben bei Bedarf doch noch mal auf die Karte zu schauen, ohne absteigen zu müssen.

Auch wenn ich mir mit der Dame im Ohr über die einzuschlagenden Richtung nicht immer einig war – links und rechts sind eindeutig, aber leicht links ist bereits relative, genauso wie die Auffassung, was eine Nebenstraße ist – führte mich die Navigation innerhalb der veranschlagten Zeit ans Ziel. Für mich eröffnen sich dadurch ganz neue Möglichkeiten.

Anders sieht es leider derzeit noch aus, wenn man zu Fuß unterwegs ist und sich auf die Sprachnavigation verlässt. Beim Versuch gestern hatte ich einen eher durchwachsenen Eindruck. Möglicherweise hängt das mit der Ortungsabweichung ab. Beim Fahrradfahren fällt das nicht auf, da man schneller unterwegs ist. Zu Fuß macht es aber schon einen Unterschied, welchen der zweit hintereinander liegen Weg links man einschlägt. Oft hörte ich dann den Vorwurf im Ohr, ich hätte die Tour verlassen, eine Navigation sei nicht mehr möglich. Zum Glück kann man dann entweder die Tour anpassen oder den Anweisungen folgen, die einen wieder zurück auf auf die Route führen.

(Vorläufiges) Fazit: komoot kann ich auf jeden Fall zur Routenplanung und Navigation empfehlen, Headset und Armband müssen sich noch im Dauereinsatz beweisen, scheinen aber soweit auf in Ordnung zu sein.

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