Im Leben, so heisst, es blicke man oft mit Wehmut auf vergangene Tag zurück. Das mag sein, trifft auf für das Internet nicht zu. Statische Blogs kenne ich selber zum Glück nur vom Hörensagen.
Dynamische Blogs
Für mich persönlich ist ein Blog per Definition immer schon etwas sehr dynamisches gewesen. Mein eigener Blog hatte von Anfang an ein Content Management System. Zuerst das selber erstellte bitEvolution, welches mit Dateien statt einer Datenbank arbeitete. Später wurde es dann abgelöst von WordPress. Bereits mein eigenes kleines CMS bot mir die Features, die mir noch heute so wichtig sind. Trennung von Design und Inhalt, ein Backend zum erstellen der Artikel und die Flexibilität, an jedem Ort der Welt mit Internetzugang einen Artikel online zu stellen.
Wissen sollte man, dass ich die Zeit der handgestrickten Webseiten nicht nur aus Erzählungen kenne, sondern zu ziemlich von Anfang an mit dabei war. Als es Mitte der 90er Jahre richtig losging, bastelte ich an der Universität Bielefeld an meinen ersten Webseiten. Hübsch war das nicht, aber stolz waren wir trotzdem. Und wir fühlten uns wie Pioniere.
CMS im Agenturalltag
Als ich anfing in einer Internetagentur zu arbeiten, gab es bereits ein CMS, welches für die meisten (größeren) Projekte verwendet wurde. Darüber hinaus kam Imme auch noch statisches HTML zum Einsatz. Es dauerte nicht lange, bis wir eine gemeinsam eine strategische Entscheidung trafen. Selbst bei kleineren Projekten setzen wir ein CMS ein — auch wenn TYPO3 oder WordPress weit über das hinausgingen, was der Kunde benötigte. Dafür gab es und gibt es nach wie vor einen einfachen Grund. Inhalte auf Webseiten müssen ab und an ausgetauscht werden. Eine Agentur besteht nicht nur aus Webentwicklern, sondern aus einer Reihe von anderen Mitarbeitern mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten. Jedes Mal für Kleinigkeiten — bitte tauschen Sie mal die Telefonnummer aus – einen Webentwickler fragen zu müssen nervt. Nicht nur den Webentwickler, sondern vielleicht auch den Kollegen aus dem Vertrieb, der den Kunden gerne schnell zufrieden stellen möchte. Mit einem CMS lässt sich so was schnell regeln.
Statische Blogs sind keine Lösung
Wer die Rückkehr zu statischen Seiten propagiert, hat meiner Meinung nach so einiges nicht verstanden. Aus Performance-Sicht mag so was vielleicht verlockend klingen. Nur wäre das nicht alles, selbst wenn es der Wahrheit entsprechen würde. Die Trennung von Design, Programmierlogik und den Inhalten ist nicht „cool“, sondern notwendig. Aus einer ganzen Reihe von Gründen. Die Inhalte lassen sich zum Beispiel komplett anders ausgeben. Statische Blogs sind nicht nur statisch, sondern unflexibel. Persönlich halte ich es auch für einen Mythos, sie als schneller zu bezeichnen. Selbstverständlich benötigt WordPress bestimmte Servervoraussetzungen. Zudem passiert eine Menge, bis eine Webseite tatsächlich vollständig geladen um im Browser angezeigt wird. Eine Reihe von Datenbankabfragen, das Laden von externen Ressourcen und ähnliches. Genau deshalb gibt es die Möglichkeit mit Cache-Systemen zu arbeiten. TYPO3 hat so was on board, für WordPress gibt es Plugins und darüber hinaus noch Serverseitige Lösungen.
Zu Tode optimiert
Wenn ich lese, eine statische Seite sei immer schneller, auch gegenüber serverseitig beachten Seiten, dann halte ich das für Unfug. Durch die Verwendung einer Caching-Lösung wird statisches HTML erzeugt, ohne auf die Vorteile eines CMS verzichten zu müssen. daher halte ich statische Blogs auch für einen Irrweg. Darüber hinaus: einen Blog über ein lokal installiertes Tool zu füttern, rächtet spätestens dann, wenn es mal auf dem eigenen lokalen Rechner zu Datenverlusten gab.
Man kann sich hinsichtlich Performance wirklich zu Tode optimieren. Nur weil man glaubt, eine bestimmte Vorgehensweise brächte den Bruchteil einer Millisekunde Geschwindigkeitszuwachs ist dies noch lange kein Grund, statische Blogs zu verwenden. Noch mal: ich setze WordPress auch für One-Pager ein. Aus Gründen.