Der Staat schwimme im Geld, titelte heute die Süddeutsche Zeitung. Im letzten Jahr wurden angeblich 24 Milliarden mehr eingenommen als ausgegeben. Ein Rekord, wahrscheinlich. Wenn der Staat also im Geld schwimmt, ist der einzelne Bürger eher Trockenschwimmer. Selbst dann, wenn man den Überschuss auf alle verteilen würde. In dem Fall bekäme jeder Bundesbürger unabhängig von Alter und Einkommen 300 Euro. So gesehen hören sich 24 Milliarden gar nicht mehr so viel an.
Immerhin, mit 300 Euro ließe sich schon mal das eine oder andere Brettspiel kaufen, sofern man nicht eines bei Kickstarter mitfinanziert — in dem Fall müsst man wohl unter Umständen noch was drauflegen.
Wie dem auch sei, im folgenden spielt der Kassensturz der Bundesregierung keine Rolle, wohl aber Brettspiele. Genauer gesagt eins, nämlich „A Victory Denied“. Zum ersten Mal schrieb ich Ende letzten Monats darüber, im Zusammenhang mit Vassal. Nach mehren Wochen Vorfreude und Regelstudien war es gestern Abend so weit. Da meine Frau über die Karnevalstage hier in Köln ein paar schulfreie Tage hat, lautet der Plan, unsere erste Partei von AVD über das bevorstehende Wochenende zu spielen — auch wenn uns die obligatorische Plexiglasplatte fehlt.
Bisher habe ich lediglich zwei Solopartien absolviert, die sich nur schwer mit einer Partei gegen einen echten Gegner vergleichen lassen. Regelstudien und das Spielen gegen mich selber war eher wie ein Trockenschwimmen. Grau ist alle Theorie und nur die Praxis zeigt, ob man die Feuertaufe besteht oder nicht.
Feuertaufe ist in einem Wargame wie „A Victory Denied“ fast schon wörtlich zu nehmen. Es geht eben nicht wie bei einigen anderen Brettspielen um ein mehr oder weniger friedliches Nebeneinander, sondern ist auf Konflikt angelegt. Es kann nur eine Seite gewinnen.
Entweder die Deutschen erreichen Moskau oder aber werden auf ihrem Weg dorthin daran so nachhaltig gehindert, dass Russland triumphiert. Der Rest ist Geschichte. Tatsächlich sind die Siegbedingugen ziemlich ausbalanciert, was zusammen mit der Ungewissheit, ob die Partei über acht oder zehn Runden gehen wird, für Spannung sorgt. Entschieden wird das in der sechsten Runde. Bis dahin werden allerdings an unserem Spielbrett (welches in Wirklichkeit nur eine Karte ist) noch einige Stunden vergehen. Zusammen mit dem Aufbau haben wir erst zwei Stunden gespielt und nicht mal die erste Runde vollständig beendet. Wobei man fairerweise hier auch noch die Regelerklärung mit zurechnen muss, denn Gans so langsam spielen wir nicht.
Insgesamt gehe ich allerdings davon aus, dass jede Spielrunde in unserer ersten Partie etwa 1 Stunde dauern wird, was dann im Extremfall noch etwa 9 Stunden Spielzeit entsprechen würde. Über das Wochenende auf jeden Fall schiffbar, aber nichts für zwischendurch. Ein Rematch wird es daher dann wohl frühestens um Ostern herum geben.
Für Prognosen ist es in jedem Fall noch zu früh, aber der 20. Panzer-Division und der 20. motorisierten Infanterie-Division gelang bereits ein Vorstoß nach Velizh.
Allerdings stehen sie dort momentan auf etwas verlorenen Posten, wenn auch bisher ohne Gegenwehr. Aber so leicht wird mir meine Frau das nicht machen, da ist sie sehr zäh. Im Übrigen ist damit dann wohl auch das Klischee beseitigt, Frauen würde keine Wargames spielen.