Hinter mir liegt eine Langzeitmessung meines Blutdrucks. Was sich erstmal ganz sachlich anhört, ist für den Betroffenen schon ein einschneidendes Erlebnis. Man bekommt eine Manschette um den Oberarm, die den meisten sicherlich vom normalen Blutdruckmessen bekannt ist. Dazu wird dann ein Gerät angeschlossen, was in meinem Fall etwas größer als eine Schachtel Spielkarten war.
Dadurch, dass die Manschette recht eng sitzt, ist der Arm, bei mir der linke, in seiner Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt. Darauf kann man sich einstellen — wenn der Arm nach einem Bruch geschient wird (bei mir zum Glück noch nie der Fall), ist es mit Sicherheit schlimmer. Damit alleine wird aber kein Blutdruck gemessen.
Bei der normalen Messung des Blutdrucks passiert folgendes: in die Kammern der Manschette wird Luft gepumpt, bis der Druck oberhalb des arteriellen Drucks liegt. Das Gefühl dabei ist kurzzeitig etwas unangenehm. Ich für meinen Teil bekomme dann ein Kribbeln in den Fingerspitzen der linken Hand. Wenn beim Arzt auf diese Weise der Blutdruck gemessen wird, ist man nah einmaliger Prozedur erlöst und die Manschette wird wieder abgenommen. Das ist natürlich nicht Sinn bei einer 24-Stunden Messung. Da bleibt die Manschette die ganze Zeit über an.
Tja, und da es ja eine 24-Stunden Messung ist, wir in regelmäßigen Abständen die Manschette von dem kleinen Messgerät aufgepumpt (was man auch gut hören kann). Bei mir wurde das Gerät alle 15 Minuten aktiv, von 22 bis 6 Uhr morgens dann nur alle 30 Minuten. Normal arbeiten kann ich für meinen Teil damit nicht, denn ich werde jedes Mal herausgerissen aus meiner Konzentration.
Im Hinblick auf meine Nachtruhe hatte ich schon die schlimmsten Befürchtungen. Es stellte sich, bis auf die etwas unbequemere Liegeposition, als weniger dramatisch heraus. Zumindest bin ich nicht häufiger wach geworden als sonst auch. Trotzdem fühle ich mich heute wie verkatert, aber ich habe die Messung zumindest vorerst hinter mir.
Für mich spannend war die Auswertung durch meinen Hausarzt. Tagsüber gab es ein paar bedenkliche Spitzen, der Durchschnittswert liegt insgesamt bereits in einem Bereich, wo man von Bluthochdruck spricht. Allerdings, und das war dann heute morgen die gute Nachricht, ist es derzeit noch nicht dramatisch oder besonders akut. Trotzdem muss es ernst genommen werden.
Zwei Möglichkeiten wurde mir vom Arzt skizziert. Entweder Stressreduzierung, Sport, Gewichtsreduzierung und Verzicht auf aufputschende Substanzen (bei mir die erhebliche Menge an Tee und Kaffee) oder aber die Einnahme von Blutdruck senkenden Medikamenten. Letzteres ist aber, bis auf wenige Ausnahmen, eine Sache, die man dann dauerhaft macht. Und dauerhaft meint hier nicht regelmäßig (das sollte sich während einer Therapie von selbst verstehen), sondern lebenslänglich.
Mir viel die Entscheidung damit ziemlich leicht. Im Herbst bin ich dann wieder beim Arzt und wir überprüfen dann, ob es ohne Medikamente erfolgreich war. Sicher ist eine Änderung der Lebensweise deutlich schwerer als Tabletten zu schlucken. Macht man sich aber die Konsequenzen deutlich, dann ist der anscheinend schwerer Weg doch der deutlich leichtere.