Von LEGO-Steinen war ich schon in meiner Kindheit fasziniert. Die unendlichen Möglichkeiten (begrenzt nur durch die Anzahl der Verfügbaren eigenen Steine), seiner Phantasie frei Lauf zu lassen. Ziemlich gut kann ich mich noch an meinen eigene Sternenzerstörer aus LEGO. Grundlage waren die großen Straßenplatten und eine Mondkrater-Platte. Mit Kommandobrücke und Raumschiff-Hangar. Mächtig stolz war ich darauf.
Während der Pubertät verschwanden dann die Steine aus meine Zimmer, wurden innerhalb der Familie weitergereicht. Eigentlich kommt so was einer Enteignung gleich, die traumatisieren kann — wir greifen das später noch mal auf. Ein Revival gab es einige Jahre später in Bielefeld, als meine Frau und ich auf Brikwars stießen. Ein Tabletop-Spiel mit Lege-Figuren. Als leidenschaftlicher Spieler mussten wir das selbstverständlich ausprobieren. Das kauften wir dann extra wieder eigene LEGO-Steine und Minifigs. Beim nächsten Umzug landeten die zwei kleinen Kästen voller Steine im Keller.
Wieder ein paar Jahre später, längst in Köln angekommen, stieß ich auf Minecraft. Für mich war und ist das die digitale Version von LEGO-Steinen. Alles ist möglich — zumindest bis der Creeper kommt. In den ersten Monaten mit Minecraft spielte ich euphorisch und ziemlich häufig. Bis ich dann erkannte, dass Minecraft zwar grenzenlos ist, aber meine Phantasie mittlerweile ganz andere Wege genommen hatte. Dennoch starte ich das Spiel alle paar Monate mal, starte mit einer neuen Welt, um mich darin für ein paar Tage zu verlieren. Mich beruhigt das. Meditatives abbauen von Ressourcen. Selbstverständlich schlug ich auch zu, als Minecraft in einer brauchbaren Version für iOS erschien.
Neben dem bauen an Projekten für mich alleine spielte ich auch in einigen virtuellen Welten zusammen mit meinem Bruder und meiner Frau. Etwas größere Projekte entstanden, wo bei sie nie so beeindruckend wurden, wie das, was andere schufen. Mittelerde nachbauen wäre auch nicht etwas, womit ich meine Freizeit verbringen wollte.
Sympathisch an Minecraft fand ich nicht nur das Spielprinzip, sondern auch den Entwickler dahinter Markus „Notch“ Persson. Er trug seinen Teil dazu bei, dass auch Minecraft mehr wurde als nur ein Spiel. Minecraft stand am Anfang ein neunen Gattung Spiele, wurde zum kulturellen Phänomen. Um so bitter empfand ich die Meldung, das Notch Minecraft für 2,5 Milliarden US-Dollar an Microsoft verkauft hat. Auch wenn es heisst, die Entwicklung für die unterschiedlichen Plattformen würde weitergehen, kommt es mir vor wie ein Verrat. Ein Verrat an der Community, die Minecraft erst zu dem gemacht hat, was es heute ist. Über 100 Millionen Accounts gibt es.
Minecraft sollte keiner Firma gehören, egal ob es Microsoft oder eine andere Firma ist. Vielmehr ist das Spiel ein Kulturgut, was der Allgemeinheit zusteht.