Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Geschätzt sind weltweit mindestens 2 Prozent aller Menschen allergisch gegen Erdnüsse. Betroffene reagieren schon bei kleinen Mengen mit heftigen Symptomen. Heilbar ist eine Erdnussallergie nicht. Wer beim Einkauf von Lebensmitteln etwas bewusster hinschaut bei dem, was in den Einkaufswagen wandert, wird erstaunt feststellen, auf wie vielen Verpackungen gewarnt wird. „Kann Spuren von Erdnüssen enthalten“ — wer von der Allergie betroffen ist, finden diesen Hinweis alles andere als lustig.

Erdnuss

Selbstverständlich sollte immer der Gesamtzusammenhang betrachtet werden. Zudem ist es sicherlich richtig, dass Erdnusspaste in Ländern der so genannten Dritten Welt leben retten kann. Die Paste besteht aus Paste aus Erdnussbutter, Milchpulver, Öl, Zucker und ist angereichert mit lebenswichtigen Vitaminen so wie Spurenelementen.

Mir persönlich gefällt die aktuelle Kampagne von unicef (hinter der die Agentur Jung von Matt/Spree steckt) in keiner Weise. Und das hat viele Gründe und hängt nicht nur mit dem Allergiepotential zusammen. Je länger man das Anzeigenmotiv betrachtet, desto mehr Fragen wühlt es in einem auf. Erdnüsse als Lösung. Hungernde Kinder, Peanuts. Erdnusspaste kann niemals die Lösung sein, allenfalls ein Mittel, um kurzfristig Symptome zu lindern. Die waren Ursache der Hungersnöte sind alles andere als Peanuts und können auch nicht so einfach gelöst werden, wie es die Anzeige suggeriert.

Mit 60 Euro vor Weihnachten das Leben eines Kindes retten, eine billige Form des Ablasshandels für die Klamotten, die man zuvor in Läden wie Primark gekauft hat. Dauerhafte Hilfe kann nicht darin bestehen, Menschen mit einem industriell hergestellten Brei zu versorgen. Lebensmittel, das Wort spricht für sich selbst. Vor allem aber müssen die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden, dass es Menschen wie Aziz, dem Kind aus der Anzeige von unicef in naher Zukunft wirklich besser geht.

Erdnusspaste spenden, aber die Grenzen von Europa dicht machen, damit keine Flüchtlinge mehr ins Land kommen. Erdnusspaste spenden, aber am frierenden Obdachlosen auf der Domplatte einfach vorbei gehen. Gerade vor Weihnachten fällt es mir schwer, die Formen der menschlichen Nächstenliebe zu verstehen.

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