Nach dem ersten Sondierungsgespräch gestern zwischen CDU, CSU und der SPD fragt man sich weniger, warum ausgerechnet von der CSU genauso viel Delegierte anwesend waren wie von den beiden anderen Parteien. Die eigentlich Frage ist die, welche Ergebnisse der Freitag beschert hat.
Als eines der wenigen gesicherten Ergebnisse steht fest, dass es ein weiteres Sondierungsgespräch am 14. Oktober, vier Tagen nach dem Treffen der Union mit den Grünen, geben wird. Zudem solle es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Differenzen geben. So schlau waren die meisten der Wählerinnen und Wähler vorher bereits.
Hinsichtlich der Bewertung dessen, was hinter den Mauern der „Parlamentarischen Gesellschaft“ besprochen und passiert ist, gehen die Nachberichte nicht anwesender Journalisten auseinander. Für Interpretationen in die eine oder andere Richtung gibt es genügend Spielraum, so dass sich jeder seine eigene Version basteln kann. Die einen wittern Morgenluft für eine Große Koalition, während andere diese für genauso wenig wahrscheinlich halten wie vor dem Sondierungsgespräch.
Als politisch interessierter Mensch ohne Beziehung zu Hellsehern bleibt einem nur die Interpretation dessen, was zwischen den Zeilen steht. Vielfach ist von einer eher lockeren Atmosphäre zu lesen (vgl. Focus Online).
Quer durch die Presse fällt auf, welcher der anwesenden Genossen am häufigsten abgebildet und zitiert wird. Sigmar Gabriel ist stark präsent. Zum einem soll der, laut Spiegel, die Koalitionsfrage für offen halten. Gleichzeitig liest man im Handelsblatt die Schlagzeile, dass das Mitgliedervotum nicht mit einem, also vor allem seinem, Amt verknüpft wird.
Manchmal ist das Gegenteil von dem, was behauptet wird, die eigentliche Aussage. Dementsprechend wäre die Botschaft von Gabriel wie folgt. Er persönlich befürworte eine Große Koalition, sollten die SPD-Mitglieder jedoch dagegen votierten, stelle er sein Amt zur Verfügung.
Aussagen wie
dass die Parteibasis einen „vernünftigen Koalitionsvertrag“ akzeptieren würde
Quelle: Handelsblatt
lassen darauf schließen. Denn die Stimmung an der Basis hat sich nicht geändert. Nach wie vor herrscht dort Skepsis hinsichtlich einer Großen Koalition.
Man wird den Eindruck nicht los, die Sondierungsgespräche dienen vor allem dazu, die Mitgift für die Mitglieder für die Mitglieder hochzutreiben. Ergebnisoffen wäre wohl eher, welche Ministerämter die SPD in der künftigen Bundesregierung zu besetzen gedenkt, Das Gabriel eine über sein bisheriges Amt hinausgehende Rolle spielen wird, dürfte als sicher gelten. Die SPD steht als Braut zur Verfügung, weil die Parteispitze es für richtig hält. Und was ein „vernünftiger Koalitionsvertrag“ist, kann sich jeder selber zurechtlegen.