Andere machen die Nacht zum Tag, ich nutze die Phasen, in denen ich wach bin, um mir Ideen zu notieren. Meistens für Texte und Kurzgeschichten, gelegentlich auch etwas, woraus später ein Blogeintrag entsteht.
Manchmal kann ich der Versuchung nachts nicht widerstehen und lese ein paar RSS-Feeds (zumindest solange Google den Dienst noch nicht abgeschaltet hat). Artikel zu Themen, die ich in meinem Blog aufgreifen könnte, leitet ich an Evernote weiter. Normalerweise kann ich nach solchen Aktion ohne Probleme wieder einschlafen.
Heute Nacht verlief das etwas anders, nach dem ich bei Netzpolitik.org den Artikel „Deutsche Telekom erklärt: Netzneutralität ist Klientelpolitik von und für Netzaktivisten“ las.
Dort fand sich auch das folgende Zitat.
Den Netzaktivisten warf er Klientelpolitik vor. Es sei verständlich, dass die Jungen sich zu Wort melden und ihre Interessen durchsetzen wollen. “Aber es geht um mehr als um die Einzelinteressen der Netzaktivisten”, so Azrak weiter.
Husam Azrak, Sprecher der Telekom via ZDF
Für mich hatte war der Begriff „Klientelpolitik“ bisher mit drei Großbuchstaben verbunden. Es wundert mich daher nicht, dass sich ausgerechnet Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler gegen ein eigenes Gesetz für Netzneutralität ausspricht, wie beim ZDF zu lesen ist. Die Haltung der Telekom, die hinter der Aussage von Herrn Azrak steckt, ist jedoch eine ganz andere Sache.
Auf der Ebene hat es nichts mehr mit Flatrates, die wirklich kein Grundrecht sind, oder Datendrosselung zu tun, sondern hier wird ein ganz bewusst das Internet in Frage gestellt, denn die Abschaffung der Netzneutralität bedeutet nichts anders. Ein so genanntes „Zwei-Klassen-Internet“ diskriminiert nicht nur Unternehmen, die sich von der Drosselung ihres Internetangebotes freikaufen können, sondern benachteiligte alle Bürger, die im Internet publizieren. Rezept-Blogs, Foto-Blogs etc. – erzeugen Datenvolumen. Der Leser wird daher gezwungen, sich zu entscheiden, bei welche Webseiten er es sich noch leisten kann, sie aufzurufen.
Meine erste Reaktion noch in der Nacht war die, meine aktuellen Vertragsdetails abzurufen.
Fernsehen für gehobene Ansprüche und Doppel-Flatrate.
Vertragsbeginn: 29.06.2012
Vertragsende: 29.06.2014
Auch wenn ich bereits einen IP-Anschluss habe und zu denen gehöre, für die sich nach bisherigen Stand erstmal nichts ändern wird, lässt mich das Thema nicht kalt, ganz im Gegenteil. Das Vertragsende habe ich mit einer Erinnerung zwei Monate im voraus im Kalender eingetragen und werde mit Sicherheit den Vertrag kündigen, um zu einem anderen Anbieter wechseln. In Köln habe ich glücklicherweise die Auswahl.
Als Kunde, der seit 22 Jahren sein Festnetzanschluss und später auch den Zugang zum Internet ausschließlich über die Telekom bezieht, bin ich von diesem Unternehmen auf ganzer Linie enttäuscht. Unmut hegte ich schon seit dem die Pläne zur Drosselung öffentlich wurden. Aber Netzneutralität indirekt als Klientelpolitik zu bezeichnen, bringt das Fass zum überlaufen.