Als ich vor fast 10 Jahren angefangen habe mit diesem Blog, war mit weder ganz klar, welche Richtung das Ganze nehmen würde noch was genau ich da eigentlich tat. Texte ins Internet stellen. Für mich war das nichts neues, denn damit habe ich bereits im letzten Jahrtausend begonnen. Erst auf dem Uni-Server mit kleinen Seiten-Bastelleien, später dann mit einer eigenen Domain.
Daneben haben ich immer auch Texte offline geschrieben, auch wenn ich sie nie irgendwo veröffentlicht habe. Für mich ist das insofern wichtig, wenn ich mir Gedanken darüber mache, mit welchem Selbstverständnis ich diese Seiten hier betreibe. Die Frage, als was ich mich sehe, kam beim Lesen eines Artikels über ein neues Blogverzeichnis auf.
Wieder wird ein Versuch gestartet, deutsche Blogger untereinander zu vernetzt. Dabei erinnere ich mich, dass es ähnliche Ansätze bereits in der Vergangenheit gab. Unter anderem sogar ein Verein für Blogger war mal im Gespräch. Die gute alte „Blogrole“ scheint dagegen nahezu verschwunden zu sein.
Auf golem.de wird über das Vorhaben unter der Überschrift „Deutsche Blogger, vereinigt euch“ berichtet. Gleich einleitend wird ein großes Fass aufgemacht. Häufig stehe der Konkurrenzkampf im Vordergrund, so Golem.de, Dabei könne
eine funktionierende Blogosphäre durchaus Macht, denn auch Blogs können eine für Missstände in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kritische Eigendynamik entwickeln.
Quelle: Golem.de
Fotoblocker, Foodblogger, Menschen mit „banalen“ Themen kommen da überhaupt nicht vor. Und vielleicht wollen die sich auch gar nicht vernetzen. Jedenfalls nicht in Form. Das was unterschätzt wird, sind die vielen unterschiedlichen Gründen, aus denen ein Mensch bloggt.
Vor allem aber ist es auch das eigene Selbstverständnis welches sich von Mensch zu Mensch unterscheidet. Die einen sehen sich primär als Netzwerker, die anderen vielleicht als Blogger, Journalisten und ja, auch als Autoren. Mittlerweile zähle ich mich zu letzteren. Das was ich hier auf der Seite mache, ist vor allem eins. Eigene Texte publizieren, täglich, frei von Werbung und Fremdeinflüssen.
Wichtig ist mir das Schreiben an sich. Ich schreibe, um zu schreiben. Natürlich wollen die Texte auch gelesen werden, aber ich verfolge keinen weiteren Zweck. Bei manchen der Blogs, die im Blogverzeichnis geführt werden, bin ich mir nicht so sicher, was auf deren Seite außer viel Werbung passiert. Eine redaktionelle Kontrolle jedenfalls scheint Luca Hammer für sein Projekt anscheinend nicht vorzusehen. Wer sich beim #blognetz einträgt, kann sich mitunter im Umfeld von sehr eindeutigen Angeboten befinden. Das ist dann zwar auch eine Form von interaktiver Verbindungen einzelner Personen, aber in diesem Bereich möchte ich für meinen Teil mit meiner Webseite / meinem Blog nicht auftauchen.
Wenn mal von den möglicherweise unter die Kategorie Startschwierigkeiten zur verbuchenden Dinge absieht, bleibt für mich immer noch eine wirklich essentiell Überlegung. Bei den ganzen Netzwerkgedöns, Twitter, facebook, Xing, Google+ und wie sie alle heißen – wie wichtig ist das für das, was man eigentlich tut? Oder anders gefragt: sieht man irgendwann vor lauter netzwerkeln die Bäume nicht mehr?
Jedes Quentchen Zeit, welches ich in Netzwerke reinstecke, fehlt mit, da ich das alles nur in meiner Freizeit mache, zum schreiben. Je mehr ich also in Netzwerken unterwegs bin, desto weniger komme ich zum schreiben. Für mich hat das Schreiben aber oberste Priorität. Wie gesagt, ich sehe mich mittlerweile als Autor. Ein Autor, der nicht schreibt, ist aber keiner. Nette Visualisierungen der deutschprachigen Blogspähre ersetzen im übrigen auch nicht gute Inhalte.