Der Artikel 5 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland garantiert die Meinungs- und Informationsfreiheit in unserem Land. In Absatz 1 ist folgendes zu lesen:
Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
Das Problem von Bürgern, die sich selbst für mündig halten und zu denen ich mich ausdrücklich dazurechnen, steckt dabei im Detail. Pressefreiheit beinhaltet auch das Recht, in einer Publikation die Meinung des Herausgebers zu verbreiten. Nicht immer ist dem Leser dabei bewusst, wer welche Meinung vertritt. Ganz besonders deutlich wurde mir das am vergangene Dienstag vor Augen geführt.
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung unseres Ortsvereins hatte wir Dr. Eva Bürgermeister, Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln zu Gast. Sie sollte zum Thema jüdisches Museum und der Archäologische Zone referieren. Mein Haltung zu Thema vor der Veranstaltung war eine andere als hinterher. Dem Bauprojekt stand ich bis Dienstag Abend skeptisch gegenüber. Noch ein Großbauprojekt in Köln, gerade auf Grund er letzten sehr unglücklich verlaufenden Projekte, hohe Ausgabe und die Möglichkeit, einen Kompromiss zu finden zwischen Zuschütten und einem Museum – all das schwirrte in meinem Kopf herum. Geprägt, so muss ich dazu sagen, war meine Meinung durch den Kölner Stadt-Anzeiger. Ausschließlich durch ihn, denn seit einigen Monaten bin ich nicht mehr Abonnent der Süddeutsche Zeitung. Andernfalls wäre mir wohl aufgefallen, dass es außerhalb von Köln eine andere Wahrnehmung des Projektes gibt.
Frau Dr. Eva Bürgermeister jedenfalls nahm die Gelegenheit wahr, um im Rahmen ihres Vortrags mit einigen „Mythen“ aufzuräumen. Die immer wieder kolportierte Zahl von 1 Millionen Besucher pro Jahr, die das jüdische Museum haben würde, ist völlig aus der Luft gegriffen, wird aber dennoch immer wieder in der lokalen Presse und in Leserbriefen zitiert. Tatsächlich geht man von 300.000 Besuchern jährlich aus.
Köln steht als Stadt, die seit über 2.000 Jahre administratives Zentrum war, in besonderer Verantwortung, was die Erhaltung des kulturellen Erbes angeht. Wie Frau Bürgermeister betonte, gilt es, diese geschichtlichen Pfunde auch zu nutzen. Eine Besonderheiten des Standortes ist die lange Tradition jüdischen Lebens. So hatte Köln eine der größten Synagogen jenseits der Alpen.
Der zur Einsparung von Kosten eingebrachte Kompromissvorschlag, welcher unter anderem eine Glaskonstruktion für die Fundstelle vorsieht, ist mit erheblichen Risiken behaftet. Wie zu erfahren war, konnten in der Vergangenheit diesbezüglich Erfahrungen gesammelt werden. Durch eine Verglasung kommt es zu Moos- und Schimmelbefall, was der dauerhaften Erhaltung der Bauwerke entgegenwirkt.
Hinterher ist man immer klüger. Ich für meinen Teil lerne daraus, insbesondere bei strittigen Themen künftig immer über den Tellerrand zu schauen.