Vor Jahren gehört ich zu denjenigen, die auf der Playstation 2 EverQuest Online Adventures (EQOA), eine Online Rollenspiel mit vielen anderen menschlichen Spielern gespielt haben. Immer da, wo Menschen, viele Menschen auch aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zu kommen, bedarf es gewisser Regeln. Das kann einem missfallen, ist aber, so zeigt mir meine fast 20 Jahre lange Online-Erfahrung, gerade im Internet nicht vermeidbar.
In Everquest gab es daher einen Filter für beleidigende Worte. Auch wenn weite Teile des Spiels in deutscher Sprache waren, so basierter der Filter auf dem englischen Wortschatz. Mit dem eher belustigenden Effekt, dass so Wörter wie „weniger“ zensiert wurden.
Genauso wie „Niger“ ist „Neger“ oder „Negerlein“ in unserem derzeitigen Sprachgebrauch mit einer abwertenden Bedeutung behaftet. Daher erscheint es auf den ersten Blick nachvollziehbar, wenn der Thienemann Verlag das Wort „Neger“ aus Otfried Preußlers Klassiker „Die Kleine Hexe“ streichen will. Über Political Correctness muss man gar nicht diskutieren, wenn man so einer Veränderung ablehnend gegenüber steht. Bedeutet eine Abänderung eine empfunden Verfälschung des Originals.
Aber die beiden Negerlein waren nicht vom Zirkus[…]
aus: „Die Kleine Hexe“ von Otfried Preußler
Die Änderungspläne lösen Entrüstung aus. Einen eigenen Standpunkt zu finden, ist erstmal nicht so leicht. Das Anliegen selber ist nachvollziehbar. Schwieriger wird es, Grenzen zu ziehen. Sonst kommt man schnell dorthin, wo man antiken Statuen ihre Geschlechtsteile abschlägt und ähnliches. Oder eine Mona Lisa verschleiert.
Bleiben wir bei der Sprache. Auch aus dem Negerkuss wurde ein Schokokuss, an den sich jüngere Generationen gewöhnt haben. Und ein Matschbrötchen lässt sich auch aus dem Schokokuss machen. Entscheidender ist jedoch, dass wir gerne vergessen, dass es zumindest ein uns fast allen bekanntes Buch gibt, welches beständig sprachlich angepasst wurde, damit es für die heutigen Leser verständlich ist. Und genau darum geht es auch bei der kleinen Hexe. Das Buch soll verständlich sein, ohne dass man es mit Fußnoten zupflastert. Die kann man für wissenschaftlichen Werke überlassen (auch wenn sie dort merkwürdigerweise manchmal „vergessen“ werden). Kinder wollen ein Buch genießen und nicht belehrt werden, warum man heute nicht mehr Neger sagt. Also kurz und schmerzlos einfach raus damit.
Das Buch, welches an den Sprachgebrauch angepasst wurde, hat auch noch eine weiter interessante Geschichte. Damit gab es sogar Menschen, die es ablehnten, dieses Buch für alle in deutscher Sprache verfügbar und verständlich zu machen. Genau, die Bibel ist gemeint.