Meine derzeitige Nach-NaNoWriMo-Lektüre ist derzeit „Romanwerkstatt: Das Handwerk des kreativen Schreibens“ von Monika Hofko, Klaus Sollinger und Lutz Steinhoff. Von den Schreibratgebern, die ich bisher gelesen habe, gehört es auf jeden Fall mit zu den Besten.
Kompakt und anschaulich vermitteln die Autoren, bei denen es sich um die Literaturagenten der Agentur Scipta handelt, ihr in jahrelanger Praxis gesammeltes Wissen. Die im Buch verwendeten Beispiel wirken daher auch nicht konstruiert, sondern lassen sich gut lesen und laden dazu ein, an seinen eigenen Texten die vorgestellten Hilfsmittel auszuprobieren. Beeindruckend ist auch die Erklärung, was einen Briefroman bzw. Tagebuchroman ausmacht – so etwas zu schreiben ist erheblich schwieriger, als man zunächst annimmt.
Die verschiedenen Erzähltechniken (im Buch auch als kompositorische Hilfsmittel bezeichnet) sind dabei das, was man als angehende Autor mindestens aus Buch für sich mitnehmen sollte:
- Auslassung
- Dehnung
- Raffung
- Vorausblick
- Rückblick
Vielen sind Mittel noch aus dem Deutschunterricht bekannt, auch wenn das Thema Interpretation mitunter böse Erinnerungen an grausame Schulstunde und Lektürehilfen wachruft. Der Schulstoff von damals beinhaltete unter anderem die Textanalyse und Texterschließung. Wissen, das einem als Autor zu gute kommen könnte, wenn man sich denn wieder daran erinnert. Abhilfe kann hierbei eine bekannte Suchmaschine leisten.
Sehr deutlich sind die Autoren der „Romanwerkstatt“ in Bezug auf die Organisation von Schreibprojekten. Hier gibt es ein deutliches Votum für Szenenpläne und gegen das Drauf-Los-Schreiben. Ebenfalls gelungen ist das Kapitel, in dem es darum geht, lebendige und glaubhafte Figuren zu entwerfen und auszufüllen. Auch hier zeigt die Romanwerkstatt wieder, wo die Stärken des Buches im Vergleich zu anderen Ratgebern liegt. Ohne fragwürdige und nur schwer nachvollziehbare Theorie wird hier gezeigt statt behauptet.
Fazit: Wer noch Platz auf seinem Wunschzettel hat, sollte dieses Buch drauf schreiben – am besten ganz nach oben.
4 Kommentare
Mich würde vor allem das Thema „Auslassung“ interessieren. Kannst Du dazu noch etwas schreiben, bitte?
Bei einer Auslassung werden bestimmte Abschnitte im Leben der Figur nicht geschildert – weil während der betreffenden Zeitspanne nichts wesentliches passiert.
Beispiel: Die Autofahrt eines Kriminalkommissars zum Tatort wird snur angedeutet, aber nicht vollständig erzählt. Natürlich gibt es da auch wieder Ausnahmen, wenn der Polizist unterwegs mit einer Kollegin den Fall bespricht. Dann liegt aber der Schwerpunkt auf dem Dialog und nicht auf der Fahrt selber.
Schon klar, aber wo ist sie sinnvoll? Oder umgekehrt, was braucht man definitiv nicht zu erzählen? Mir fällt es schwer, den richtigen Punkt zu finden, an dem ich die Auslassung beginnen kann. Gibt das Buch dafür Hinweise? Dann kommt es auf einen Nachrückerplatz vom Wunschzettel :-)
Wo es sinnvoll ist, musst du von Fall zu Fall entscheiden, dafür gibt es keine Formel. Ich denke, die Beispiele im Buch helfen auf jeden Fall weiter.