Manchmal sieht man den Zaun vor lauter Brettern nicht. So oder ähnlich lautet ein Sprichwort. In den letzten zwei (oder waren es drei?) Wochen ging es mir jedenfalls so.
Auch wenn ich kontinuierlich an meinen Kurzgeschichten gearbeitet habe, so sah ich dennoch kein Land. Insbesondere die Bioladen-Geschichte hatte noch längst nicht den Stand, den ich eigentlich erreicht haben wollte. Vornehmlich lag das, wie ich seit gestern weiß, daran, dass ich mir selber im Weg stand. Durch den Entschluss, meine Rot-Geschichte (die mit dem Serienmörder) für einen anderen Wettbewerb zu verwenden, hatte ich mich selber unnötig unter Druck gesetzt. Bis Ende Mai musste ich eine neue Geschichte entwickeln. Das Problem dabei: der „Weinlese“ (so der derzeitige Titel) fehlt es an Rot. Es wird ein politischer Krimi, glaube ich zumindest.
Jedenfalls, und das ist das Entscheidende, war ich dabei, parallel an zwei Geschichten zu arbeiten. Die Abgabetermine liegen einfach zu nah beieinander. Durch den Entschluss, die ursprüngliche Reihenfolge wieder einzuhalten, habe ich eine Menge Bretter vor Kopf entfernen können. Der Serienmörder wird Ende Mai zum Einsatz kommen, ich hab genügen Zeit für die Geschichte mit dem Bioladen und für den anderen Wettbewerb liegt der Abgabetermin erst Ende Juni. Dafür werde ich dann die „Weinlese“ nehmen.
Gleichzeitig wurde mir auch deutlich, worin das Hauptproblem mit mein Text lag, der einen Bioladen als Handlungsort haben sollte. Ich hatte mich mit einer Idee einfach verrannt. Das Setting würde so, wie ich mir es gedacht hatte, nicht funktionieren. Insbesondere der Dialog zwischen den beiden Verkäuferinnen hätte die vorgegebenen Begrenzung der Textlänge gesprengt. Über Nacht löste sich auch das Problem (manche Dinge erledigen sich tatsächlich im Schlaf). Mit der Vorgeschichte habe ich schon einen (meiner Meinung nach) funktionierenden Text, der nur noch etwas rund geschliffen werden muss. Nach dem ich mir jetzt noch mal die Wettbewerbsbedingungen angesehen habe, weiß ich auch, welches Gewicht der „Bioladen“ haben muss. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass die Geschichte nicht zwangsläufig in einem spielen muss, es reicht, wenn ein „Bioladen“ sinnvoll eingebaut wird.
Manchmal reichen zwei Schritte zur Seite, damit man wieder klar sieht. Oder man begibt sich einfach auf die andere Seite vom Zaun.