„Hefte raus, Diktat!” Ehrlich gesagt kann ich mich an so einen Ausspruch während der Schulzeit nicht erinnern.
Bedauerlicherweise trifft dies auch auf den größten Teil des über mich ergangenen Deutschunterrichts zu. Während ich aus andere Quellen, die sich mir in meiner Schulzeit erschlossen haben, reichlich schöpfen kann, fehlt dies in Bezug auf meine Mutter-Sprache. Wie kommt es, meine Informatiklehrer durch durch die Bank weg beigeistern konnten? Lag es am Stoff allein? Ich meine, nein. So war mein Mathematikunterricht bis einschließlich Klasse 10 genauso wie meine Leistungen darin herausragend. Danach ging es rapide ab. Mit dem Fach und meinen Noten. Nicht mangelndes Interesse war es, sondern fehlendes Feuer in den Lehrenden. Wer selber nicht brennt, kann andere nicht begeistern.
Mühsam erscheint mit die Aufarbeitung von dem, was gerade im Fach Deutsch falsch gelaufen sein könnte. Ganz allein der Besetzung auf dem Regiestuhl im Klassenzimmer die Schuld zu geben, widerstrebt mir. Tiefer nach den Ursachen schürfend, sind es wohl Methode, Lehrplan kurz das System als eigentliches Element, welches den Schüler prägt auf eine Rolle. Das ist die des Lesenden. Schreiben lernt man nur in der Grundschule. Danach, so der Eindruck aus den Resten der Erinnerung, geht es darum, sich mit dem Geschriebenen anderer auseinander zu setzen. Interpretation, denn wer bist du selber schon, dass du nur auf die Idee kommen kannst, dich mit den Großen zu messen. Lesen als Nachdenken dessen, was andere gedacht haben, selbst dann, wenn dich diese Anderen mal nichts dabei gedacht haben. Selbst im größten Unsinn noch die gesellschaftspolitische Kritik herauslesen, damit am Ende des Jahres eine Zahl dasteht, die zum Ausdruck bringt, wie gut man sich angepasst hat.
Auf diese Weise verleidet man nicht nur die Lust am Lesen, sondern erstickt systematisch jeden Keim
des Schreibens. Bestritten will ich nicht die Relevanz von Theorie, doch was nützt diese ohne Praxis? Einen Impuls zu schreiben, Anregung von den Lehrern, selbst etwas zu verfassen, gab es selbst für die wenigen Begabten nicht. Wir weniger begabten blieben erst recht alleine mit dem Gefühl, dass da mehr sein muss als nur Text.
Mir kommt es im Rückblick so vor, als wäre die fehlenden Methoden des selber Schreibens Methode. Wo kämen wir dennoch hin, wenn Lehrer ihre Schüler zum schreiben bringen würden in einer Welt, die schon geschwätzig genug ist? Jedoch, wir kennen es vom Unkraut. Je heftiger man es bekämpft, desto geschickter wird es, sich andere Wege zu suchen. Allem zum Trotz wird derzeit so viel geschrieben wie nie zu vor in der Geschichte. Schreiben gelernt trotz Schule – meint nicht nur die mechanische Fertigkeiten. Wir schreiben, im zu teilen, uns mit-zu-teilen. Hefte raus, schreibt! Schreibt was ihr wollt, aber schreibt. Vor allem, weil ihr darin die gleiche Freude wie im lesen findet.