Vor einer Diskussion über sinnlose Gewalt müsste eigentlich eher die grundsätzliche Überlegung stehen, ob es auch sinnvolle Gewalt überhaupt geben kann. Diesen Einwand außer Acht lassend, werde ein Erlebnis meiner Spielfigur in Tunaria schildern, welches sich gestern zugetragen hat.
Kurz vor Spielende (natürlich wieder einmal EQOA) reiste nach Qyenos, um von dort aus schnell ein Pferd in die elfische Heimat zu nehmen. Ein Tumult beim Stallmeister erregte meine Aufmerksamkeit. Ein Gruppe von drei Spielern, die zu dem auch noch der „guten“Fraktion angehörten, griff den Stalljungen an und töte ihn. Nicht einmal, sondern mehrmals. Begründung für ihr Vorgehen:
Wir sind hier zu Hause – wir dürfen mit ihm machen, was wir wollen.
Eine Hinweis darauf, dass das eigentlich nicht alle Spieler dieses Vorgehen rundum positiv bewerten, brachte nur den typischen Kommentar Hast du ein Problem damit?antworten kann man auf so was nicht mehr.
Es sind nur Nichtspielercharakter in einer virtuellen Welt, die zu Tode gekommen sind. Niemand wird sich darüber aufregen, dass ohne ein Gesprächsversuch haufenweise Orks getötet werden. Die Reaktion und die Gleichgültig bei den Angriffen auf den Stalljungen sind jedoch erschreckend, zumindest für mich.
In einem Rollenspiel versucht man, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Das bedingt, dass man sich auch so verhält, wie der Charakter sich in der Spielwelt verhalten würde. Ein Paladin würde niemals einen unschuldigen Menschen abschlachten. Tut er es doch, so ist der Spieler ein schlechter, wenn überhaupt, Rollenspieler. Wenn er kein Rollenspieler ist, schlüpft er nicht während des Spiels in eine andere Rolle und hat keine Empathie für andere. Ein vorsichtiger Schluss wäre, dass der Spieler den gleichen Verhaltensmuster auch im wirklichen Leben anheim fallen würde, wenn er keine Angst vor Sanktionen haben müsste.