Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Einst lebte der neue König im alten Land, auch wenn die Menschen, die ihm untertan waren, glaubten, er wäre der alte König im neuen Land. Der König war weder besonders gerissen, noch groß an Statur. Aber er war vor langer Zeit an einem sonnigen Tag geboren.

Die Gelehrten des Lands waren davon überzeugt, dass er viel Sonne abbekommen haben musste. Ein sonniges Gemüt hatte der König deshalb jedoch nicht. Wohl aber war ihm das Glück stets hold. Selbst wenn er sich von den schlechtesten Köchen bekochen ließ, bekam er ein Essen, das vorzüglich war, während andere an seiner Tafel ihres für ungenießbar hielten. Lief der König mit samt seinem Gefolge durch die engen Gassen der Hauptstadt, war es stets ein Diener, den ein sich versehentlich herabfallender Balken erschlug.

Hinter seinem Rücken sprachen die Untertanen nicht gut über ihren König. Wandte er sich ihnen jedoch zu, lächelten selbst die ihn an, die alles verloren hatten. Ihr Lächeln spiegelte sich ihm Gesicht des Königs. Für einen kurzen Moment schien es dann so, als ob ein Stück von seinem Glück auf sie überspringen würde. Doch dieser Eindruck hielt nicht lang an. Schnell waren seine Häscher dabei und warfen Taugenichts, Tunichtgute, Bettler und Verlierer in die tiefen Keller, die der König überall im Land hatte bauen lassen. Verließe, in die nie auch nur ein Strahl der Sonne hereindringen würde.

Die Menschen wussten nicht, dass der König Angst hatte, große Angst. Misstrauisch schaute er jene an, denen es schlecht ging. Er fürchte sich davor, sich an ihrem Unglück anzustecken. Glaubte, dass der Schatten, der auf ihrem Leben lag, ihm die Sonne rauben würde. Jahrein, jahraus, begleitet ihn diese Angst. Die Sorge darum, sein Glück zu verlieren, ließ die Schwärzer in seinem Herzen wachsen. Stück für Stück fraß die Angst sein Glück, dass er so gerne behalten wollte, auf.

Eines Tages wachte der König auf und sah, dass sich der Himmel verdunkelt hatte. Er wollte aufstehen und nachsehen, doch er konnte sich nicht bewegen. Draußen in seinem Land schien die Sonne, die Vögel zwitscherten. Der König konnte sie nicht hören. Der dunkle Himmel, den er sah, war das Tuch über seinem kalten Körper. Sein Leben hatte ihn genauso wie sein Glück über Nacht verlassen.

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