Nach einer verloren Wett in der Sendung Wetten das…? flammte die Diskussion auf, ein einer wie Thomas Gottschalk, also nur ein einfacher Fernsehmoderator und kein Bundestagsabgeordneter, dass Recht hätte, im Bundestag zu sprechen. Es ist einleuchtend, das das Parlament keine Shownummer, kein Wanderzirkus ist, vor dem man mal eben nach einer verlorenen Wette auftreten kann. Vor dem Bundestag dürfen nur Abgeordnete oder Staatsoberhäupter sprechen – wo bei ich meine, das es auch in der Vergangenheit Personen gab, die im Bundestag gesprochen und auch nicht einer dieser beiden Gruppen angehört haben.
Eine Geschäftsordnung, die vorsieht, dass nur Abgeordnete und Staatsgäste im Bundestag reden dürfen, macht durchaus Sinn. Schließlich geht es im Bundestag um die Politik unseres Landes, also durchaus um ernste und wichtige Dinge. Würden man einem Fernsehmoderator Rederecht einräumen, so könnte das dem Ansehen Schaden. Zudem wäre das vermutlich auch ein Signal für Andere – wenn schon Gottschalk sprechen darf, warum sollte man dann anderen Personen die Möglichkeit verwehren, im Bundestag zu reden. Möglicherweise würde dann das Rederecht meistbietend versteigert oder man hätte plötzlich Sponsoren und Bandenwerbung.
Auf der anderen Zeit ist Politik – Polis – von und für die Öffentlichkeit. Was teilweise im Bundestag geschieht, erweckt nicht immer den Eindruck, es wäre für die Öffentlichkeit oder zum Wohle der Menschen in diesem Land. Oft sieht es für Aussenstehende so aus, als ob der Bundestag auf der Insel Bundestag sich um sich selbst dreht. Die Meinung der Bürger ist nur Nebensache, zumindest wenn keine Wahl ansteht. Der Abgeordnete wird so zu einer im Stillen agierenden Elite, die abgehoben vom Rest der Bevölkerung agieren, ohne selbst davon betroffen zu sein. Währe es da nicht gut, wenn dann mal jemand wie Thomas Gottschalk im Bundestag reden würde? Es führte sicher dazu, das sich mehr Menschen wieder für das, was im Bundestag eigentlich passiert, interessieren würde. Vor allem aber bringt es die Welt von Draußen nach drinnen. Vielleicht führte eine solche Öffnung zur bessere Verständigung, zu mehr Transparenz und zu einer Belebung des griechischen Polis-Gedankens. Die Frage also, ob Gottschalk im Bundestag reden darf, würde ich mit „ja, warum nicht“ beantworten.
Politiker sollten sich und ihre Arbeit nicht wichtiger nehmen als die Menschen des Landes, welches sie zu vertreten und zu regieren vorgeben.