Eine gewisses Maß an politischer Dummheit scheint zum Stadtbild zu gehören. Ein Bundeskanzler fischt im braunen Gewässern.
Zweite Chance
Eine zweite Chance, ein neuer Anlauf. Manchmal trifft man diesbezüglich eine bewusste Entscheidung. Manchmal wird einem die Entscheidung mehr oder weniger abgenommen. Im Fall von meiner Frau und mir wurde uns Sachen Herbsturlaub der Teppich unter dem Boden weggezogen.
Eigentlich hatten wir nach einem gelungenen Sommerurlaub auf Norderney geplant, auch im Herbst auf der Insel zu weilen. Vor rund fünf Wochen bekamen wir vom Vermieter der Ferienwohnung dann die Information über anstehenden Bauarbeiten.
Vor dem Balkon würde ein Baugerüst stehen, die Fenster seien wegen Arbeiten an der Fassade zum Teil abgeklebt und mit Baulärm sei zu rechnen. Ob wir denn an unserer Buchung festhalten wollten. Nein, natürlich nicht.
Wir entschieden uns dann, unser Glück auf Borkum zu suchen. Zum letzten Mal waren wir im Herbst 2023 dort. Herbstblues klingt dazu im Vergleich wie eine fröhliche Musikrichtung. Wie heißt es so schön: Wenn man nichts erwartet, kann man auch nicht enttäuscht werden.
Diesmal trafen wir im Rahmen unseres Aufenthalts eine ganze Reihe richtiger Entscheidungen. Die wohl wichtigste dabei war die Wahl eine Ferienunterkunft im Ortskern und nicht weiter hinterm Südstrand. Wir entdecken in den 8 Tagen auf der Insel eine Menge Restaurants für uns, aßen zum ersten Mal Miesmuscheln und feierten die Thalia Buchhandlung auf der Insel. Eine deutliche Verbesserung nicht nur im Stadtbild. Die andere Buchhandlung auf Borkum gibt es nach wie vor — in unverändertem desolaten Zustand.
Dem Merz sein Stadtbild
Lassen wir aber den Borkum-Urlaub hinter uns und bleiben beim Begriff Stadtbild. Für Bundeskanzler Friedrich Merz sind Migranten ein Problem im Stadtbild. Nein, das hat sich keine KI ausgedacht und ist auch keine Unterstellung von irgendwelchen Aktivisten. Er hat es wirklich gesagt.
Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen. — Friedrich Merz
Lehnen wir uns mal zurück und betrachten seine Aussage. Merz bezieht sich auf Migranten und will ohne die Brandmauer aufzugeben bei AfD-Wählern punkten. Was ihm aber nicht gelingen wird. Im Kern bringt er zum Ausdruck, dass er eine bestimmte Gruppe Menschen für ein Problem im Stadtbild hält. Er hätte es auch anders formulieren können:
Sie verderben nicht nur das Straßenbild, sondern auch die Stimmung. — Joseph Goebbels
Ist das zu weit hergeholt? Ich finde nicht. In beiden Fällen wird eine Bevölkerungsgruppe ganz bewusst zum Sündenbock erklärt und für die Probleme verantwortlich gemacht. Der wohl einzige Unterschied dürfte die Wahl der Mittel sein, um die „Probleme“ zu beseitigen.
Immerhin wird jetzt endgültig klar, dass die CDU etwas mit einer Tofu-Wurst gemein hat. In der einen ist kein Fleisch drin, in der anderen keine christlichen Werte.