Die Einhaltung von Qualitätsstandards verbindet niemand mit Made in China. Man glaubt lediglich an einen günstigeren Preis.
Ein Bräter erzählt
Die guten Dinge. Noch in der Oberstufe berauschten wir uns an den ersten Katalogen von Manufactum. So war es dann mehr oder weniger konsequent, dass ich mir zum Einzug in meine erste eigene Wohnung in Bielefeld einen Gusseisernen Topf bei Manufactum bestellt. Den Bräter von Invicta, made in France, habe ich immer noch. Er könnte eine Menge Geschichten erzählen. Unter anderem habe ich damit meinen ersten Borschtsch gekocht, No Kneed Bread darin gebacken und Gulasch gebraten. Über die vielen Jahre hat der Topf eine schöne Patina entwickelt.
Den Hersteller gibt es noch immer, nach wie vor wird in Frankreich produziert. Allerdings sehen die Bräter leicht anders aus und auch der Preis hat sich verändert. In etwa das, was ich in Deutsche Mark damals gezahlt habe mal zwei und in Euro. Alles wird teurer, darüber will ich nicht jammern. Und ich habe ja meinen Topf.
Der hat allerdings einen Durchmesser von 26 Zentimeter und ist für die meisten Brote zu groß.
Kurzer Exkurs, warum ein Bräter zum Brotbacken verwendet wird: Durch den Bräter hat man quasi ein Ofen im Ofen, mit Deckel bildet sich im Inneren Kondenswasser, was wieder auf das Brot tropft. So wird das Brot wie beim Bäcker bedampft und erhält eine schön knusprige Kruste.
Alles made in China
Zurück zum Topf. Vor ein paar Tagen wollte ich einen neuen kaufen. Die günstigen gusseisernen Töpfe auf amazon sind made in China. Wirklich verwundert hat mich das nicht. In einem Küchengeschäft fand ich dann einen schönen Topf von Fissler für rund 180 Euro mit 24 cm Durchmesser. Bei dem Preis schob ich den Kauf erstmal auf, schaute dann aber zu Hause mal nach, was der Topf woanders kosten würde. Durchschnittlich die Hälfe. Auch wenn ich ein Freund vom lokalen Einzelhandel bin, gibt es auch finanzielle Grenzen — darüber kann man auch diskutieren, ich weiß.
Nicht diskutieren muss man über das, was ich nur über das Internet herausfand. Der Gusseisen-Bräter aus der Moments Collection ist made in China, egal ob ich ihn im Einzelhandel vor Ort und im Internet kaufe. Ich habe dann mal etwas recherchiert. Gleiches gilt für die Bräter von WMF. Bei Fissler wird lediglich der Bräter aus der Original-Profi Collection in Frankreich hergestellt. Daneben gibt es noch Invicta, Chasseur und natürlich Le Creuset, die in Frankreich produzieren. Beim überwiegenden Rest heißt es: Made in China.
Im Übrigen, ein Brot mit einer schönen Kruste braucht ein gutes Brotmesser. Da geht dann die Suche weiter, denn auch bei Messern heißt es in den allermeisten Fällen: Made in China.
Klar gibt es auch Hersteller wie Güde, die in Deutschland produzieren. Es ist dann halt nur die Frage, ob man sich den acht- bis zehnfachen höheren Preis leisten kann. Bei den Messern ist das auch deutlich höher im Vergleich zu den Brätern, bei denen der Preis etwas mehr als fünfmal so hoch ist bei einem vergleich von Produkten aus Europa zu China.
Pro Tipp: Wer etwas warten kann, sollte Aktionsangebot beobachten. Derzeit gibt es zum Beispiel Le Creuset Töpfe bei Zurbrüggen mit 50 Prozent Rabatt.