Unterlassene Hilfeleistung ist nach wie vor ein Thema in unserer Gesellschaft. Dabei könnte man schon mit Wenig etwas erreichen.
Mach endlich den Erste-Hilfe-Kurs!
Das Thema Hilfeleistung erwischt einen meistens dann, wenn man nicht damit rechnet. So wie zum Beispiel nach einer gelungenen Lesung gut gelaunt auf dem Rückweg nach Haus ist. Im Übrigen, die Überschrift für diesen Abschnitt habe ich ganz bewusst auch als Erinnerung für mich gewählt. Fast zehn Jahre sind um, seit Vorfall in Essen, über den ich an dieser Stelle schrieb. Schon damals ärgerte ich mich darüber, meinen Vorsatz von 2013 nicht umgesetzt zu haben.
Was soll ich sagen, ich habe noch immer nicht den Erste-Hilfe-Kurs zur Auffrischung gemacht. Erneut gab es etwas, was mir einen Denkanstoß verpasst hat. Jetzt, beim Schreiben über das Thema Hilfeleistung bin ich dann wieder auf früheren Texte von mir gestoßen. Zeit vergeht und wir verdrängen ganz gerne.
Aber alles der Reihe nach — vor allem auch um zu zeigen, wie sehr alles von nur einer Entscheidung abhängt.
Am vergangenen Samstag waren meine Frau und ich in Münster und verbrachten dort einen durchaus schönen Tag. Mehr oder weniger zufällig schafften wir es sogar zum Aasee. Der anschließende Abstecher zum Spatzl erwies sich dann leider als nicht so gut Idee.
Pommes gut verstecken
Keine Frage, das Bier ist ordentlich und lecker. Wenn ich allerdings ein originales Wiener-Schnitzel bestelle, möchte ich kein Schnitzel Wiener Art. Da hat die Bedienung einfach nicht richtig zugehört. Die Portionen selber war übersichtlich, die sehr trocknen Pommes gut unter dem Schnitzel versteckt. Die Panade lag sehr eng an und außer einer Zitrone gab es nichts weiter fürs Auge.
Möglicherweise hätte ich mich über das originale Wiener-Schnitzel noch mehr geärgert. Dafür bin ich einfach zu verwöhnt von Schnitzel-Künstlern aus Köln wie Bei Oma Kleinmann, Gernot’s, und Gruber’s Restaurant — selbst bei Schweinske ist das Schnitzel meiner Meinung nach besser als das, was ich in Münster gegessen habe.
So was sehe ich aber als Ausrutscher an einem ansonsten gelungenen Tag. Von den drei Optionen (Oldenburg, Bremen und Münster) ist und bleibt Münster einfach die beste Wahl. Zum dem fährt man mit der WestfalenBahn angenehm ans Ziel und merkt nicht, wie die Zeit vergeht im Zug. Fast so, als würde man von Bielefeld nach Münster fahren — was aber eine ganz andere Geschichte ist.
Immer für Hilfeleistung sorgen
Der Rückweg von Münster zurück nach Emden war dann auch wieder ganz entspannt, mit einem zusätzlichen Aufenthalt von 10 Minuten in Leer. Irgendwas auf der Strecke, es hieß zunächst nur, die Weiterfahrt würde sich um unbestimmte Zeit verzögern. Genau das, was man Abends hören möchte, wenn man nach Hause will.
Zum Glück ging es dann doch nach den erwähnten 10 Minuten weiter, ohne das wir den Grund für die Verzögerung erfuhren. In Emden angekommen führte uns unser Weg direkt zu Fahrradparkhaus, wo wir am Morgen die Räder abgestellt hatten. Die Entscheidung 10 Minuten mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu fahren oder 40 Minuten zu laufen ist nicht wirklich schwer.
Unmittelbar vor dem Eingang zum Fahrradparkhaus lag ein Mann auf dem Bauch. Geschätzt obdachlos und betrunken schlief er seinen Rausch aus. Wir ging erstmal rein und holten unsere Räder. Wieder draußen, stellte ich meins ab und ging einige Meter zu einem Auto, wo zwei Mitarbeiter der Bahn gerade Pause machten. Ich informierte sie über den Mann vorm Parkhaus.
Soviel man sich zutraut
Selber den Mann vor dem Parkhaus anzusprechen, habe ich mich nicht getraut. Ich konnte einfach nicht einschätzen, wie er reagieren würde. Das Mindestens, was ich aber aus meiner Sicht tun konnte, war andere über die Situation zu informieren. Wäre kein Ansprechpartner vor Ort gewesen, hätte ich die Polizei oder Rettungsdienst gerufen und die Situation geschildert.
Einfach nichts zu machen, hätten den ganzen Tag in Münster entwertet.