Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Sommer, Sonne, Reisen — und wie vermutlich davor die Frage nach der idealen Urlaubskamera. Über einen Artikel, der Fragen aufwirft.

Thema verfehlt

„Das Smartphone ist die beste Kamera, die man immer dabei hat.“ So oder ähnlich lautet ein bekannter Spruch. Es ist nicht zielführend abzustreiten, dass man auch mit einem Smartphone gute Fotos machen kann. Genau sowenig gilt jedoch, dass eine gute Kamera noch keinen guten Fotografen macht. Alles Binsenweisheiten, die nicht helfen, wenn man eine Kamera für den Urlaub sucht. Im Magazin der Süddeutschen Zeitung versuchte man, eine Antwort auf die Frage „Welche Kompaktkamera ist die beste Urlaubsbegleiterin?“ zu geben.

Meiner Meinung nach ist das leider ziemlich in die Hose gegangen. Für den Experten Emanuel A. Klempa und den Autor Felix Reek würde ich, wäre der Artikel ein Schulaufsatz, „Thema verfehlt“ darunter schreiben. Wobei das nicht ganz richtig ist. Das Thema ist schon getroffen. Aber wäre es ein Foto, dann wäre das Hauptmotiv unscharf und abgeschnitten am Rand zu sehen.

Jeder, der sich in den letzten Jahren etwas mit dem Thema Fotografie und Kameras beschäftigt hat, wir vermutlich wie ich die Hände über den Kopf zusammenschlagen, wenn er die Kameraauswahl von Klempa sieht:

  • OM System TG-7, 12,7 Megapixel, 489 Euro
  • Nikon Coolpix P1100, 16 Megapixel, 1199 Euro
  • Lumix DC-TZ99, 20,3 Megapixel, 549 Euro
  • Leica D-Lux 8, 16,8 Megapixel, 1590 Euro
  • Sony ZV1 II, 20,1 Megapixel, 799 Euro
  • Kodak Pixpro FZ45, 16 Megapixel,129,99 Euro

Jesses-Maria! Was für eine Auswahl. Die Brennweiten sind zum Teil sehr unterschiedlich, wird aber angegeben. Es fehlt Lichtstärke und natürlich, welche Sensorgröße verbaut wurde. Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur Hobbyfotograf.

Welche Urlaubskamera?

Dass es die Urlaubskamera nicht gibt, klingt ein wenig im Artikel durch. Jeder von uns hat andere Anforderungen an eine Kamera. In mehreren Jahrzehnten Urlaub hatte ich immer eine Urlaubskamera dabei. Wobei es keine spezielle Urlaubskamera war, sondern eine Kamera von mir, von der ich glaubte, sie würden für den Urlaub passen. Das war leider nicht immer der Fall. Eine 2,3 Megapixel-Kompaktkamera mit Mini-Zoom für den Urlaub in Kenia mitzunehmen ist zum Beispiel eine so blöde Idee, dass man sich noch viele Jahre später über Fotos ärgert und fragt, warum man nicht damals besser analog fotografiert hätte.

Wer gerne Fotos am Strand macht, wir ziemlich schnell feststellen, wie hartnäckig Sandkörner sein können. Gerade bei einer Kompaktkamera würde ich persönlich einen UV-Filter, der verkratzen darf und der sich günstig wieder austauschen lässt, nicht missen.

Bei allem weiteren lohnt es sich wirklich, die eigenen Anforderungen vor dem Kauf zu klären. Braucht man einen starken Zoom? Möchte man mit etwas Ambitionen zum Beispiel Tiere fotografieren, wird man mit einer Kompaktkamera als Urlaubskamera eher nicht glücklich. Für reine Schnappschüsse würde ich das Smartphone empfehlen, wer etwas mehr Kamera möchte und ein analoges Feeling, sollte sich die Fuji Instax Kameras mal ansehen.

Wer etwas mehr möchte, könnte sich eine PowerShot G7 X Mark III erwärmen. Meiner Meinung nach eine gute Edel-Kompaktkamera. Mit meiner PowerShot G7 X Mark II bin ich ziemlich zufrieden. Es ist zwar Urlaubskamera für mich (wegen der fehlenden Möglichkeit mit dem UV-Filter), aber für Städtetouren mit leichtem Gepäck ein idealer Begleiter.

Viele Begeisterung in der Szene hat im Übrigen auch die RICOH GR III hervorgerufen — dich in der Liste auch nicht auftaucht.

Ambitionierter als mit dem Smartphone

Grundsätzlich finde ich, dass man sich bei der Suche nach einer Urlaubskamera nicht auf Kompaktkameras beschränken sollte. Es gibt durchaus Alternativen, die ziemlich kompakt sind. Spiegellose Kameras gibt es auch in klein. Meine Frau hat sich zum Beispiel eine gebrauchte Panasonic Lumix DC-GX800 gekauft, mit Objektiv für 300 Euro. Die Kamera hat zwar nur 16 Megapixel, aber einen MFT-Sensor und vor allem einen Anschluss für MFT-Objektive.

Mit etwas Recherche kann man im Gebrauchtmarkt eine passend und auch günstige Urlaubskamera für sich finden. Wenn man vor Neuwaren und entsprechenden Preisen nicht zurückschreckt, tut sich ein weites Feld der Möglichkeiten auf. Sehr sexy ist etwas die Fujifilm X-E4. Mit deren Filmsimulationen hat man auch digital ein analoges Erlebnis. Und schick aussehen tut sie auch noch. Was man etwas von der OM System TG-7 nicht sagen kann.

Ansonsten gilt: Fragen sie jemanden, der etwas von Fotografie versteht. Am besten im Fachhandel wie zum Beispiel Foto Erhardt.

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