Etwas mit hohem Wiedererkennungswert ist unverwechselbar. Bei der Neugestaltung von Produkten sollte dieser nicht auf dem Altar des Designs geopfert werden.
Minecraft als Film
Eins vorweg. Das wird hier keine Rezension zu „A Minecraft Movie“. Dafür müsste ich den Film vorher gesehen haben. Daher kann ich nicht beurteilen, ob er gut oder schlecht ist. Mir ist auch die Handlung des Films völlig egal, denn es geht mir um etwas anderes. Gestern habe ich zufällig den Trailer gesehen. Nun gut, es war nicht zufällig, sondern ein Swipe bei Apple TV mit anschließendem Klick auf „Trailer ansehen“. Also schon irgendwie absichtlich.
Vom Trailer reichen wenigen Sekunden, sogar ein Standbild und man weiß sofort, das es ein Film in der Welt von Minecraft ist — vorausgesetzt, man hat nicht eine sehr lange Zeit hinterm Mond gelebt. Das Spiel Minecraft zu kennen ist eigentlich schon Allgemeinwissen.
Die Grafik von Minecraft hat einen enormen Wiedererkennungswert. Die bewusst kantigen, pixeligen Formen sind schon sowas wie ein Markenkern. Minecraft in 4K und mit natürlichen Formen wäre nicht Minecraft. Klar gibt es haufenweise Texture-Packs für Minecraft, aber man braucht sie nicht wirklich. Sie verändern nicht das Spielprinzip, das zumindest mich nach wie vor immer wieder in seinen Bann zieht.
Sobald der Film zu einem akzeptablen Preis ausleihbar ist, werde ich ihn mir mit hoher Wahrscheinlichkeit ansehen. Aber wie gesagt, es soll nicht um den Film gehen. Auch nicht um das Spiel. Allerdings um ein anderes Spiel. Bisher hat es auch einen hohen Wiedererkennungswert, auch eher eine Retro-Optik und ist im Kern auch ein Survival-Spiel.
Kein Wiedererkennungswert bei Agricola?
Die Rede ist von Agricola, auch bereits mehrfach hier im Blog erwähnt. Bisher besitze ich von Agricola zwei Ausgaben. Einer der sehr frühen Auflagen (2007) und dann die überarbeitete Neuauflage von 2016, wo die Tiere keine farbigen Holzwürfel mehr sind und sowohl Spielplan als auch die Karten leicht modernisiert wurden. Bei beiden Ausgaben war Klemens Franz für die grafische Gestaltung verantwortlich. Neben dem Autor des Spiels, Uwe Rosenberg, war er es, der dem Spiel seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat.
Agricola in der Form hat einen hohen Wiedererkennungswert. Im Spiel lernt man recht schnell, das weder das Leben noch Agricola ein Ponyhof sind. Wer hungert, verliert mit ziemlicher Sicherheit. Agricola ist ein knallhartes Spiel.
Ziemlich verwundert hat mich die geplante Agricola Special Edition, welche in zwei Tagen bei Gamefound startet. Meiner Meinung nach braucht es die nicht. Klar, das gesamte Design wirkt modern, ist aber austauschbar und es fehlt eindeutig der Wiedererkennungswert.
Für mich stellt sich auch die Frage, ob man als besonderes Upgrade Plastikfiguren benötigt. Aber das ist nicht das Einzig verwunderlich an der Edition. In der Standard-Edition ist das Spielmaterial, welches vorher aus Holz war aus Pappe. Die Deluxe-Version ist dann mit Holz. Statt eines Grafikers wie Klemens Franz sehen die Karten wie aus der KI-Retorte aus. Und wo wir schon bei den Karten sind. Über 1600 Karten sollen dabei sein. Ehrlich, so viel braucht kein Mensch.