Die Begeisterung über die Papstwahl und den Neuen auf dem Heiligen Stuhl wünscht man sich auch an andere Stelle. Politik gilt of nur als Dienstleistung.
Im Osten nichts Neues
Für den nach Ostern verstorbene Papst ist mittlerweile Ersatz gefunden worden. Am Donnerstag wählte das Konklave im Vatikan Robert F. Prevost, der sich nun Leo XIV. nennt. „Mondieu!“, ging mir durch den Kopf, als ich die Nachricht am Donnerstagabend las. Ein US-Amerikaner als Papst. Reicht denn nicht ein Bekloppter, der Fotos von sich als Papst verschickt? Es zeichnete sich dann aber ab, dass Prevost möglicherweise ein Art Gegenentwurf zu Donald Trump sein könnte.
Für die Katholische Kirche besteht zudem die Hoffnung, dass er sowohl an die Reformen seines Vorgängers anknüpft als auch die innere Spaltung überwindet. Lassen wir ihn mal machen. Wenn es schiefgeht, bleibt mir zumindest der Trost, evangelisch zu sein.
Ansonst hat sich die Lage der Welt zumindest nicht verbessert. Im Osten nichts Neues, der russisches Präsident Putin führt nach wie vor seinen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine. In den USA werden weiße „Flüchtlinge“ aus Südafrika mit offenen Armen empfangen. Als ob Elon Musk nicht schon reichen würde.
Trost kann man wohl daraus schöpfen, dass die SPD Co-Vorsitzende Sasika Esken nicht erneut für den Parteivorsitz kandidiert. Mit einem Ministerposten hat man sich zum Glück auch nicht bedacht. Eine Option wäre für sie jetzt, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit zu werden – wenn man nicht bereits eine andere Genossin auf diesem Posten entsorgt hätte.
Kein Interesse an Politik
Bleiben wir bei der Politik kommen aber zu etwas anderem. Provokant möchte ich das „Politik als Dienstleistung“ bezeichnen. In den vergangene Wochen hat mich das Thema immer mal wieder beschäftigt. Die Anzahl der Teilnehmer am Demonstrationszug am Tag der Arbeit, die Beteiligung am Mitgliedervotum der SPD oder aber die Anzahl der Anwesenden bei einer Versammlung meines SPD-Ortsvereins.
Auch wenn es immer wieder junge Menschen gibt, die in die SPD (und auch andere Parteien) eintreten, ist die Zahl insgesamt rückläufig. In nicht wenigen Ortsvereine sind die Mitglieder überaltert, für viele Posten finde sich keine Nachfolger. Es sterben sogar Ortsvereine einfach aus.
Der reflexartige Ansatz, mehr Präsenz zu zeigen, funktioniert dabei leider nicht. Es entsteht sogar der Eindruck, je präsenter man ist, desto weniger erreicht man die Menschen. Vielleicht geht der einen oder dem anderen ja durch den Kopf: „Warum soll ich mich in meiner Freizeit engagieren, gibt welche, dies es machen.“ Politik als Dienstleistung. Man zahl alle vier Jahre mit seiner Stimme und erwartet dann, dass andere die Sachen dann schon lösen werden. Wenn nicht, sind „die Politiker“ natürlich Schuld, weil die erwartete Dienstleistung nicht erbracht wurde.
Wie Menschen erreichen?
Die spannende Frage an dieser Stelle ist für mich, wie man die Menschen erreicht. Wie man sie für Politik begeistert, dazu bringt, sich aktiv zu beteiligen. Bei mir war es kein Gratis-Kugelschreiber, kein Luftballon oder Infostand, der mich (wiederholt) dazu brachte, SPD-Mitglied zu werden. Sogar aktives SPD-Mitglied zu werden.
Mein Grundverständnis von Demokratie und politischen Prozessen hat dazu beigetragen, genauso wie mein Wille, mitzugestalten. Mitgestalten, dass muss nicht immer das große Rad sein, sondern auch die kommunalpolitische Entscheidung über das Aufstellen einer zusätzlichen Sitzbank in der Fußgängerzone.
Wenn man dagegen Politik als Dienstleistung betrachtet, ist einem die Sitzbank egal. Steht sie dann vor Ort, freut man sich oder regt sich auf und gibt die Schuld dann — siehe oben.
Also noch mal, wie erreicht man Menschen beziehungsweise wie erreicht man es bei Menschen, dass sie Politik nicht nur als Dienstleistung, sondern als Auftrag zu Mitgestaltung begreifen? Noch bin ich auf der Suche nach einer Antwort.