Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Genau wie Brillen und Hörgeräte ist Künstliche Intelligenz ein Hilfsmittel. Nur aus einer diffusen Angst heraus sollten wir sie daher nicht verdammen.

Franziskus ohne Auferstehung

Selbst über die Osterfeiertage hat mich das Thema KI beschäftigt. Was wohl auch an dem durchwachsenen Wetter lag. Nach draußen, zum Fotografieren, zog es mich nur genau ein Mal. Immerhin, ich konnte ein paar für meinen Geschmack ordentliche Fotos machen. Aber um die soll es genauso wenige gehen wie um den Tod von Jorge Mario Bergoglio (zuletzt bekannt als Papst Franziskus beziehungsweise „Gottes Stellvertreter“). Oder vielleicht doch zwei, drei Sätze dazu. Anmerkungen zu seinem letzten Besucher, dem US-Vizepräsident Vance verkneife ich mir aber. Persönlich finde ich allein die Bezeichnung „Gottes Stellvertreter“ extrem anmaßend, was aber nicht die einzige Sache an der katholischen Kirche ist. Bergoglio galt als Reformer, war der erste nicht-europäische Papst und galt als bescheiden — im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger im Amt.

Was das Thema Reformen angeht. Nun ja, Bergoglio hat möglicherweise ein paar Reförmchen angestoßen. Aber machen wir uns nichts vor. Aus der katholischen Kirche wird keine evangelische Kirche werden. Auch den nächsten Jahrzehnten werden wir weder die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren erleben noch die Frauenordination. Es ist auch durchaus vorstellbar, dass der Nachfolger von Bergoglio wieder das Rad zurückdreht. Empfehlenswert an dieser Stelle ist im Übrigen der Film „Konklave“ mit Ralph Fiennes.

Zurück zur Kreativität

Aber zurück zum eigentlichen Thema, der Kreativität. In den letzten Wochen wurde erneut ihr Ende betrauert. Die Angst geht um, dass Künstliche Intelligenz ihr Ende bedeutet. Sehr gut beobachten ließ sich das an den geradezu inflationär in sozialen Medien verbreiteten cartoonähnlichen Figuren in Blisterverpackungen im Stil eines Sammler-Spielzeugs. Auch ich konnte mich dem letztendlich nicht entziehen, wie man sieht:

Nach und nach tauchten dann solche Bilder handgezeichnet von Illustratoren und Designer auf, mit einem durchgestrichen AI — um kenntlich zu machen, dass es sich um echte Handarbeit handelt. Dahinter steckt zum einen die Angst vor dem Ende der Kreativität und natürlich die Befürchtung, durch KI verdrängt zu werden. Eine berechtigte Angst?

Persönlich teile ich die Angst nicht. Für mich ist KI ein Werkzeug. Ein sehr gutes Werkzeug, welches ich fast täglich nutze. Es ermöglicht mir Dinge, die vorher nicht in der Form oder der Zeit umsetzen konnte. Eine Bereicherung. Für andere ist KI ein Alternative zu dem, was sie sich sonst möglicherweise nicht leisten können — wie etwa die Gestaltung eines Logos als kleines Start-up.

Baumärkte als Bereicherung

Sind Baumärkte verwerflich, weil ich durch sie in die Lage versetzt werde, selber im Haus Dinge zu machen, für die ich sonst einen Handwerker bräuchte? Natürlich nicht. Sie sind eine Bereicherung, eine Alternative. Wie gut das Ergebnis am Ende ist, hängt vom eigenen Geschick ab. Meistens lässt es sich aber nicht mit dem vergleichen, was Profis können.

So ist das meiner Meinung nach auch mit der Bilderstellung durch eine KI. Man muss zum einen ziemlich genau wissen, mit welchem Prompt man ein brauchbares Ergebnis bekommt. Nach wie vor verwendet Zeit, um immer wieder neu würfeln zu lassen. Die Ergebnisse sehen (siehe meine Action-Figur) gut aus, sind aber auch austauschbar, weil sie keine eigene Handschrift haben. Was aber auch nicht schlimm ist.

Meine Kleidung zum Beispiel kommt von der Stange und ich bin mit ihr zufrieden. Mit Brot vom Discounter oder großen Filialbetrieben dagegen nicht, daher habe ich diesbezüglich Alternativen für mich gefunden. Nur weil es neue Wege der Fertigung gibt, müssen andere nicht aussterben. Aber sie müssen sich spezialisieren und auf Qualität setzen. Das wird wohl dann auch zu einer Auslese führen.

Visionen verwirklichen

Bevor ich den roten Faden jetzt ganz verliere, versuche ich, dass ganze Thema auf den Punkt zu bringen. Für mich ist KI ein Werkzeug, mit dem ich Visionen verwirklichen kann, die ich sonst nicht so oder ohne weiteres verwirklichen könnte. Ein nützliches Hilfsmittel für mehr Kreativität.

3 Kommentare

  1. Ich habe das Gefühl, dass jetzt schon Zeitungsartikel, Werbung, Reden, Vorträge u.ä. durch KI geschwollener aber deutlich langweiliger geworden sind. Ich hoffe noch, dass sich das verwächst, sicher bin ich mir nicht.

  2. „Für mich ist KI ein Werkzeug, mit dem ich Visionen verwirklichen kann, die ich sonst nicht so oder ohne weiteres verwirklichen könnte.“

    Das ist vielleicht die beste Beschreibung, die ich bisher über KI-Tools gelesen habe. Zumindest für uns Menschen, die das Ganze als Hobby oder Leidenschaft betreiben.

    Ich möchte DeepL zum Beispiel nicht mehr missen, welches mir meine Schreibfehler um die Ohren haut. Natürlich wird jeder hauptberufliche Lektor Schweißperlen, ob geringerer Einnahmen, auf der Stirn haben. Nur, ich hätte ihn eh nicht beauftragt, für meinen Hobbyblog. Da gehe ich lieber in die Baumarkt-KI und nutze die Werkzeuge dort.

  3. Toller Artikel! Ich stimme dir rundum zu. Für mich ist es ein Werkzeug, mit dem ich Dinge umsetzen kann, auf die ich früher verzichten musste oder die mir schlicht zu teuer waren. Du hast einige großartige Beispiele genannt. Kleine Tools für den Blog habe ich inzwischen mit dem Kollegen ChatGPT erstellt. Manchmal ein wenig mühsam, aber die Ergebnisse haben mich immer zufriedengestellt.

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